Inflation : Energie- und Rohstoffkosten belasten die Margen
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Der Kurs- und Preisaufschwung an den Börsen und den Rohstoffmärkten ist phänomenal. Trotz aller Wirren liefern viele Unternehmen erstaunlich robuste Umsatz- und Gewinnzahlen. Steigende Materialkosten jedoch belasten immer öfter die Margen.
Trotz stark gestiegener Energie- und Rohstoffpreise ist der Optimismus der Unternehmen kaum zu bremsen. Viele von ihnen gehen davon aus, dass sich der Aufschwung, der in den vergangenen Monaten primär auf Basiseffekte und die Folgen unglaublicher geld- und fiskalpolitischer Stimulierungsmaßnahmen auf Pump basierte, fortsetzen wird.
In diesem Rahmen wären die Unternehmen in der Lage ihre Margen auf Rekordniveau zu halten oder gar noch weiter zu verbessern, so die weit verbreitete Annahme.
Ertragsmargen lassen sich nicht ohne weiteres linear extrapolieren
Sie bringt nicht wenige Analysten dazu, die Gewinnentwicklung der vergangenen Monate linear auf die Zukunft zu extrapolieren. Auf Basis derart optimistischer Prognosen sehen die Aktien vieler Unternehmen sogar optisch noch sehr günstig aus, obwohl die Kurse in den vergangenen Monaten schon zum Teil dramatisch gestiegen sind.
Nur äußerst selten erholten sich die Börsen der Welt in der Vergangenheit innerhalb so kurzer Zeit so stark von vorhergehenden Kursverlusten. Und nur selten waren selbst professionelle Fondsmanager so optimistisch, so stark investiert und hielten so geringe Liquiditätsbestände, wie in der jüngsten Ausgabe der von Merrill Lynch monatlich durchgeführten Umfrage. Dieser weit verbreitete Optimismus verleitet immer mehr „Milchmädchen“ unter den Privatanlegern zur Rückkehr an den Aktienmarkt. Das ist jener Teil der Anleger, der regelmäßig zu spät kommt, weil der von verkaufsorientierten Strategen erst dann zum Kauf oder Verkauf gelockt wird, wenn der Markt schon weit gelaufen ist.
Der Risikoappetit der Anleger zeigte sich in den vergangenen Monaten daran, dass die Aktienkurse an sich vergleichsweise schwacher Unternehmen besonders gut liefen und auch an der zunehmenden Spekulation auf Kredit. Dabei sind die Zeichen einer zyklischen Überhitzung längst auszumachen. Sie zeigen sich in Form der sehr teuren Energie- und Rohstoffkontrakte. Sie schlagen nach und nach in den Inflationsraten weltweit durch. Hohe Agrarpreise machen sich vor allem in den Schwellenländern bemerkbar, wo sie stark in den Inflationsindizes gewichtet sind. In einzelnen Ländern führen die hohen Nahrungsmittelpreise zu Unruhen.
Immer öfter beklagen sich Unternehmen über „Margenkompression“
Schon jetzt beschneiden sie immer mehr die Kaufkraft der Konsumenten einerseits und die Margen der Unternehmen anderseits. Die Nachfrage der Verbraucher in Europa und in den Vereinigten Staaten ist bei weitem nicht so robust, wie das die Schlagzeilen der Nachrichtenagenturen nahe legen mögen. Immer mehr Unternehmen wie SKF, Electrolux oder Fedex zeigen sich besorgt über steigende Energie- und Materialkosten und teilweise abnehmende Preissetzungsmacht. Die Dallas Fed erklärte jüngst, schon lange sei bei den von ihr beobachteten Unternehmen die Differenz zwischen bezahlten Rohmaterialpreisen und den erhaltenen Erzeugerpreisen nicht mehr so groß gewesen, wie zuletzt.
Diese Kombination an Fakten stellt in Frage, ob die Aktien weltweit wirklich so günstig sind, wie sie angesichts optimistischer Gewinnerwartungen optisch aussehen mögen. Gemessen an der Cyclically Adjusted Price Earnings Ratio (CAPE), einer vom amerikanischen Ökonomen Robert Shiller entwickelten Kennzahl, die die Kurse nicht mit den aktuellen oder für die Zukunft erwarteten Gewinnen vergleicht, sondern mit jenen, die im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre erzielt wurden, sind sie es nur bedingt. Aus diesem Grund tendieren kritische Anleger dazu, die etablierten Trends zwar auszureizen. Sie bereiten sich jedoch strategisch auf Kursrückschläge vor, die von steigenden Zinsen oder den hoch bleibenden Energie- und Rohstoffkosten ausgelöst werden können.
Hohe Energiekosten schlagen besonders stark in Staaten durch, die sich durch eine hohe Energieintensität auszeichnen. Trotz marginaler Verbesserungen in den vergangenen Jahren zählen dazu vor allem die Staaten Mittel- und Osteuropas.