Abbruch der HV : Die Schlammschlacht bei Constantin geht weiter
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„Big (un)friendly Giant“: Die Sitten bei Constantin Medien schein so ungeschliffen wie im kommenden Kinofilm. Bild: obs
Von EM.TV, dem einstigen Skandal-Unternehmen des Neuen Marktes hat sich der Nachfolger Constantin Medien weit entfernt. Nur der Zoff ums Unternehmen scheint Tradition zu bleiben.
Es kommt nicht häufig vor, dass eine Hauptversammlung wiederholt werden muss. Bei der Constantin Medien AG, dem Sportrechte-, Film- und Fernsehkonzern, geht das Aktionärstreffen nach einem heftigen Machtkampf zweier Großaktionäre in die Verlängerung. In der Unternehmensmitteilung vom Donnerstag liest sich das so: „Grund für die Entscheidung war, dass eine ordnungsgemäße Beschlussfassung über die zahlreichen zur Abstimmung stehenden Tagesordnungspunkte und Anträge vor Ablauf der Hauptversammlung um Mitternacht nicht mehr möglich war.“

Wirtschaftskorrespondent in München.
Tatsächlich ging es fast 14 Stunden hoch her. Wie verfahren die Lage bei Constantin ist, ergibt sich schon aus dem Machtgefüge der beiden Großaktionäre: Dieter Hahn, einst Ziehsohn des legendären Filmrechtehändlers Leo Kirch und heute Aufsichtsratsvorsitzender von Constantin, vertritt mit einer Beteiligungsgesellschaft und mit eigenen Aktien knapp 28 Prozent des Constantin-Kapitals. Ihm gegenüber steht sein langjähriger Geschäftspartner und frühere Constantin-Chef Bernhard Burgener, der es nach der Bildung eines Aktienpools auf etwas mehr als 29 Prozent des Grundkapitals bringt. Burgener will Hahns Pläne, die Constantin-Mediengruppe aufzuteilen, durchkreuzen.
Hahn wiederum versucht, Burgener juristisch zu stoppen. In der Art und Weise, wie Burgener und die Poolaktionäre ihre Anteile erworben haben, erkennt Hahn erhebliche Verstöße gegen das Wertpapierhandels- und Insiderrecht. Er unterstellt der Gegenseite ein „verdecktes Vorgehen“, der Aufbau einer meldepflichtigen Position sei über Wochen, vielleicht sogar Monate verschleiert worden. Hahn beantragt deshalb eine Sonderprüfung. Die von Burgener kontrollierte Highlight Communications, hat Hahn zufolge ein Paket mit knapp 8 Prozent der Constantin-Aktien nicht, wie im Verwaltungsrat mitgeteilt, auf dem Kapitalmarkt verkauft, sondern Aktionären des Pools „widerrechtlich zugeschanzt.“ Ob das der Wahrheit entspricht, ist jetzt Aufgabe der Prüfer.
An der Börse hielten sich in den vergangenen Wochen schon Gerüchte, die Schweizer Highlight, ein Unternehmen, das Beteiligungen in der Film- und Sportveranstaltungsbranche hält, könne Constantin mehrheitlich übernehmen. Das trieb den Kurs gegen den schwachen Gesamtmarkt um mehr als 50 Prozent bis auf ein 8-Jahres Hoch von 2,81 Euro nach oben. Doch so weit ist es noch nicht. Es erscheint auch fraglich, ob Highlight bis zur neuen Constantin-Hauptversammlung neue Fakten schafft. Auf der nicht ordnungsgemäß beendeten Hauptversammlung waren 73 Prozent des Grundkapitals präsent, und damit rund 16 Prozent außerhalb der beiden zerstrittenen Parteien.
Wie es bei Constantin in dieser Gemengelage weitergehen soll, ist unklar. Hahn und Burgener verfolgen gänzlich unterschiedliche Pläne: Hahn will Constantin von Doppelstrukturen befreien – gemeint ist vor allem die ebenfalls börsennotierte Highlight. Constantin-Vorstandschef Fred Kogel, der wie Hahn lange für Leo Kirch gearbeitet hat, soll die Aufspaltung des Geschäfts herbeiführen. Für den Schweizer Burgener, der von 2008 bis 2015 Kogels Vorgänger an der Constantin-Spitze war, gehört das Sport- und Filmgeschäft dagegen zusammen.
Fortsetzung folgt: Die Constantin Medien AG werde „so zügig wie möglich den neuen Hauptversammlungstermin bekanntgeben“, hieß es. Dem Aktienkurs macht der Tumult wenig aus, er gab nur um ein Prozent nach.