Gewinnmitnahmen an der Börse : Griechenland-Krise stoppt Rekordlauf im Dax
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Zum Wochenauftakt haben an der Frankfurter Börse die Bullen das Nachsehen Bild: dpa
Die unklare Lage in Griechenland hat die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt erst einmal beendet. Viele Anleger machten nach dem guten Lauf in den vergangenen Wochen Kasse.
Der deutsche Aktienmarkt ist träge in die neue Woche gestartet. Kursverluste an den New Yorker Börsen vor dem Wochenende und die unklare Lage in Griechenland bremsten den Dax am Montag kräftig aus. Der deutsche Leitindex schloss 1,69 Prozent tiefer bei 10.663,51 Punkten, viele Anleger nahmen nach dem Rekordlauf in den vergangenen Wochen Gewinne mit. Die liquiditätsgetriebene Kursrally mit dem billigen Geld der internationalen Notenbanken sei aus Sicht einiger Anleger nun erst einmal weit genug gelaufen, schrieb Stratege Chris Weston vom Handelshaus IG.
In seiner ersten großen Parlamentsrede nach dem Wahlsieg hatte Griechenlands neuer Ministerpräsident Alexis Tsipras das Hilfsprogramm für sein Land als gescheitert bezeichnet und eine Verlängerung abgelehnt. An der Wall Street gaben die Kurse ebenfalls nach. Zum Handelsschluss in Europa notierten Dow Jones und S&P500 je etwa 0,2 Prozent im Minus.
„Die Chancen für einen Kompromiss mit Athen stehen eher schlecht“, sagte Markus Huber, Analyst bei Peregrine & Black. Das Risiko einer Pleite des Landes oder eines Austritts aus der Euro-Zone (Grexit) in ein paar Monaten steige. In London bereitet sich die Regierung einem Sprecher zufolge bereits auf einen Grexit vor. Ohne die Auszahlung weiterer Hilfen droht den Griechen ein baldiger Bankrott. Der Schuldenstreit wird am Mittwoch auf einer Sondersitzung der Euro-Finanzminister sowie auf dem EU-Gipfel einen Tag später zentrales Thema sein.
An der Athener Börse suchten viele Anleger das Weite: Der Leitindex brach um 4,8, der Bankenindex um 9,8 Prozent ein. Am Anleihemarkt trieben Verkäufe griechischer Staatsanleihen die Rendite der zehnjährigen Papiere um fast einen Prozentpunkt auf 11,40 Prozent in die Höhe. Der Euro rutschte zeitweise unter die 1,13 Dollar-Marke. Damit rückt das im Januar aufgestellte Elf-Jahres-Tief von rund 1,11 Dollar wieder in greifbare Nähe. Zudem dämpfte der weiter schwelende Ukraine-Konflikt die Stimmung. Im Schatten der Griechenland-Diskussion könnte die Situation in der Ukraine zu einer stärkeren Belastung für die Aktienmärkte werden, sagte Analyst Andreas Paciorek von CMC Markets. Zudem enttäuschten Konjunkturdaten aus China die Anleger.
In dieser Gemengelage seien - wie von den Analysten von JPMorgan empfohlen - Gewinnmitnahmen gerechtfertigt, sagte ein Händler. Die Analysten hatten ihre Kaufempfehlung für den Dax kassiert und zu einer neutralen Gewichtung geraten. Vorige Woche hatte der Dax noch die 11.000er-Marke in Angriff genommen. Doch führten Börsianer diesen Anstieg fast ausschließlich auf die ab März erwartete Flutung des Finanzsystems durch die EZB zurück, die damit die Konjunktur im Währungsraum ankurbeln will.
Im Frankfurt machten die Anleger vor allem bei einigen Autowerten Kasse und folgten damit einer Empfehlung von JPMorgan, die den Sektor auf „neutral“ von „overweight“ herabgestuft hatten: VW, BMW und Daimler büßten drei bis fast vier Prozent ein. Auch einige Zulieferer wie Continental und die im MDax gelistete Leoni fielen um 4,3 und 6,3 Prozent. Auf Sinkflug blieben Lufthansa mit einem Abschlag von fast drei Prozent. Schon vorige Woche hatte der anziehende Ölpreis die Aktien ans Dax-Ende gedrückt.