Fußball-Aktien : Klub der Absteiger
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Frommer Wunsch: Die Rangers müssen nach der Pleite in Liga 4 neu beginnen Bild: dpa
Manchester United will zum zweiten Mal an die Börse. Doch die Entwicklung der Klubfinanzen und der Kurse der meisten Fußball-Aktien lässt wenig Gutes erahnen.
Der Plan des renommierten englischen Fußballklubs Manchester United (ManU). an die New Yorker Börse zu gehen, hat wieder ein Schlaglicht auf Fußball-Aktien geworfen. Diese hatten einst ihre große Zeit nach dem Platzen der Technologieblase. Seinerzeit wurden eigene Indizes aufgelegt wie der Stoxx Europe Football Index. Zwischen Juni 2003 und Januar 2005 stieg der Monatsumsatz in diesem Index auf mehr als 2 Milliarden Euro. In den vergangen 12 Monaten war das Interesse deutlich geringer: Das Umsatzvolumen betrug noch nicht einmal 10 Prozent des früheren Wertes.
Das zeigt dass das Geschäft mit Fußball-Aktien trotz der oft klangvollen Namen und den bisweilen horrend anmutenden Summen, die in der Branche umgesetzt werden, eher wenig Interesse auf sich zieht. Auch die Begeisterung für den ManU-Börsengang hält sich in Grenzen, was auch daran liegt, dass Fußball in Amerika wenig Freunde hat.
Zwei Drittel haben mehr als die Hälfte verloren
Doch der andere Grund dürfte die fast durchweg schlechte Entwicklung der Fußballaktien sein. Der Football Index liegt nicht mit derzeit 86,38 Punkten fast 50 Prozent unter seinem Rekordhoch vom August 2008 – und 40 Prozent unter seinem ersten Schlussstand vom 30. April 2002.
Noch verheerender ist die Kursentwicklung der meisten Einzelwerte. Von 45 europäischen Fußball-Aktien verzeichnete seit dem jeweiligen Börsenstart nur rund jede Fünfte eine positive Wertentwicklung. Mehr als jede dritte verlor dagegen mehr als 90 Prozent ihres Wertes, fast zwei Drittel büßten mehr als die Hälfte ein.
Wertvernichter aus der dritten Liga
An der Spitze der Bilanz des Schreckens stehen die englischen Zweitligisten FC Watford und FC Millwall. Beide Klubs zogen sich im vergangenen Jahr von der Börse zurück, Watford nach zehn und Millwall nach mehr als 22 Jahren. Millwall war immerhin der fünfte europäische und zweite englische Klub, der in Europa an die Börse gegangen war. Doch den beiden Vereinen war kein großer sportlicher Erfolg beschieden – weder während der Zeit ihrer Börsennotierung noch überhaupt.
Millwall stieg vielmehr schon ein Jahr nach Börsengang in die damalige zweite englische Liga ab, 1996 in die dritte Liga und ist seitdem eine Fahrstuhlmannschaft zwischen diesen beiden Klassen. Der größte Erfolg war das Erreichen des FA-Cup-Finales im Jahr 2004. Das brachte Millwall sogar die Teilnahme am UEFA-Pokal, wo sie aber gleich in der ersten Runde den Kürzeren zogen. Auch die Finanzen konnten nicht überzeugen. Seit 1992 hat der Verein nie einen Gewinn gemacht.
Starke Ausdünnung des Kurszettels
Aber auch die Aktien bekannterer Klubs liefen oft nicht besser. Die Aktie von Lazio Rom notiert mehr als 98 Prozent unter ihrem Erstkurs vom Mai 1998, die der Glasgow Rangers zuletzt 97 Prozent. Oftmals sind es gravierende Finanzprobleme, die zu einem starken Kursrückgang führen und von der sich die Aktienkurse nie wieder erholen.
Lazio Rom war 2004 fast insolvent, der 54fache schottische Meister Glasgow Rangers ist es seit Februar. Aufgrund von drohenden Steuernachzahlungen und Strafen ging die mit 134 Millionen Pfund verschuldete Betreibergesellschaft Rangers FC in Konkurs und wird derzeit liquidiert. Der Verein selbst ist zwar nicht insolvent, muss aber nun in der 4. Liga von vorne anfangen.
Nicht nur Finanzprobleme sind ein Grund, warum sich der Kurszettel auf der britischen Insel in den vergangenen Jahren stark ausgedünnt hat. Von einst 23 britischen Vereinen sind gerade noch zwei übrig: Celtic Glasgow und Arsenal London. Dabei kann man im Falle Arsenal nicht wirklich von einer Notiz sprechen. Die gerade einmal 62.500 Aktien zum Preis von zuletzt 16125 Pfund werden selten gehandelt – mehr eine Fan-Aktie also.
Türkische Aktien liefen besser
Die Musik spielt derweil ganz wo anders. Denn knapp die Hälfte der Fußball-Aktien, die ihren Besitzern bis dato einen Gewinn einbrachten, stammen von den vier großen türkischen Klubs, die allesamt börsennotiert sind: 21 Prozent brachte etwa die Aktie von Fenerbahce Istanbul im Jahresdurchschnitt seit 2004.
Doch auch die türkischen Klubs sind nicht frei von Problemen: Fenerbahce-Präsident Azim Yildiriz sitzt wegen des Verdachts der Beteiligung an einem ligaweiten Wett- und Manipulationsskandal seit rund einem Jahr in Untersuchungshaft. Besiktas Istanbul wurde Ende Mai wegen finanzieller Schwierigkeiten für die kommende Saison aus den europäischen Vereinswettbewerben ausgeschlossen.
Erfolgreichste Aktie: Manchester United
Die erfolgreichste Fußball-Aktie aller Zeiten ist übrigens: Manchester United. Im Zuge seiner ersten Börsennotierung zwischen 1991 und 2005 stieg der Kurs der Aktie von rund 15 auf mehr als 300 Pence – im Jahresdurchschnitt um mehr als 23 Prozent. Doch das waren andere Zeiten: In dem im Juli 2004 zu Ende gegangenen seinerzeit letzten Berichtsjahr hatte der Verein zwar mit 169 Millionen Pfund nur etwa halb so viel umgesetzt wie im Geschäftsjahr 2010/2011, mit 19,4 Millionen Pfund aber rund 50 Prozent mehr Gewinn – und der war damals eher klein ausgefallen.
Auch die Bilanz sah noch anders aus: Während ManU 2004 noch eine Eigenkapitalquote von mehr als 60 Prozent hatte, so lag diese im März bei rund 30 Prozent - und auch das nur, weil die Eigentümer Geld zugeschossen hatten. 2010 hatte der Verein noch ein Eigenkapitaldefizit. Auch anderes wurde rasch bereinigt: So hatten sich die Geschäftsführer Joel und Avram Glazer ein Darlehen vom Verein mit einem Zins von 5,5 Prozent gewährt. Gleichzeitig hielt ihr Vater, Malcolm Glazer eine mit 8,375 Prozent verzinste Anleihe des Vereins. Am 25. April diesen Jahres erst zahlten die Söhne den Kredit dann zurück.
Dem Vernehmen nach hatten die ManU-Eigentümer im Zuge des neuerlichen Börsengangs eine Bewertung von mehr als 2 Milliarden Pfund angestrebt. Die Glazers hatten ihn seinerzeit für 790 Millionen Pfund gekauft – angesichts der Bilanzentwicklung scheint fraglich, ob sich der Wert wirklich verdreifacht hat.