Finanzmärkte : Der Dax steigt auf wie ein Heißluftballon
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Schon am Vormittag kletterten die Kurse auf der Anzeigetafel der Börse über die 12.000-Punkte-Marke Bild: Wonge Bergmann
Ein Rekord am Aktienmarkt jagt den nächsten. Am Montag übersprang der Dax die 12.000 Punkte. Hat die EZB es mit ihrer Politik des billigen Gelds übertrieben?
Nur gut vier Wochen nachdem der Dax erstmals in seiner Geschichte auf mehr als 11.000 Punkte gestiegen ist, hat er am Montag auch die Marke von 12.000 Punkten überwunden. Gleich um mehr als 300 Punkte oder 2,7 Prozent stieg der Dax am Montag bis auf 12219 Punkte. Seit dem Jahresanfang hat der Dax damit rund ein Viertel zugelegt, seit seinem Tief im Oktober 2014 fast 50 Prozent.
Dass tags darauf der Dax deutlich wieder unter die Marke von 12.000 Punkten Prozent fällt, ist eher der Versuchung geschuldet, nach den vergangenen Kursanstiegen erst einmal Gewinne mitzunehmen, so Stan Shamu vom Broker IG.
Die grundsätzliche Aufwärtsdynamik resultiert zu einem guten Teil aus der Ankündigung des Anleihe-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB), die seit vergangener Woche Wertpapiere für 60 Milliarden Euro im Monat kaufen will. Der größte Teil davon sollen Eurostaatsanleihen sein. Allein in der ersten Woche, bis zum 13. März, kauften die Notenbanken Anleihen für 9,75 Milliarden Euro, teilten die Währungshüter am Montag mit. Zunächst ist das Programm bis September nächstes Jahres angelegt und beläuft sich damit in der Summe auf 1,14 Billionen Euro.Zum Vergleich: Die 30 Dax-Werte kommen zusammen auf einen Börsenwert von 1,3 Billionen Euro. Das zeigt das enorme Volumen des Kaufprogramms.

An den Märkten kommen nun erste Diskussionen auf, ob das Programm zu groß bemessen sei. Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit rentierten am Montag nur noch mit 0,25 Prozent. Vor einer Woche waren es noch 0,4 Prozent. Entsprechende italienische und spanische Titel rentieren mittlerweile auch nahe Rekordtiefs von 1,1 Prozent. Der Euro setzte seine Schwächephase zunächst fort und fiel mit 1,0457 Dollar auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren. Im Handelsverlauf erholte er sich jedoch leicht auf 1,06 Dollar. Noch zu Jahresbeginn hatte ein Euro jedoch 1,22 Dollar gekostet.
Diese starken Kursreaktionen schüren Spekulationen darüber, dass die EZB ihr gerade erst begonnenes Ankaufprogramm mittelfristig im Volumen reduzieren oder das Tempo der Ankäufe verlangsamen könnte. „Offensichtlich hat man auch im Kreise der Zentralbanken nicht mit dieser heftigen Marktreaktion gerechnet“, sagt der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier. In ihrer Anfang des Monats veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Projektion hatte die Europäische Zentralbank einen Eurokurs von 1,14 Dollar für das laufenden Jahr zugrunde gelegt, für die Jahre 2016 und 2017 einen Kurs von 1,13 Dollar. Viele Fachleute erwarten hingegen eine Parität von Euro und Dollar, die Deutsche Bank rechnet in zwei Jahren sogar nur noch mit einem Euro, der 0,85 Dollar kostet. Vor allem große Hedgefonds, die auf einen sinkenden Euro gewettet haben, sollen zu den Profiteuren der Entwicklung gehören, berichtet das „Wall Street Journal“.