Parade der Börsenschwergewichte : 5 Milliarden für Google - Aktienkurs erreicht Rekordwert
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Der Werbeboykott hat den zu Google gehörenden Videodienst offenbar nicht sehr stark belastet bislang. Bild: dpa
Google, Amazon, Microsoft: Die großen Technologiefirmen verdienen Milliarden. Besonders ein Geschäftsfeld läuft immer besser.
Es ist eine Parade der Börsenschwergewichte: Am Donnerstagabend legten der Online-Händler Amazon, die Alphabet-Holding um den Internetgiganten Google und der Softwarekonzern Microsoft Quartalsberichte vor, und die Voraussetzungen konnten kaum besser sein. Die Aktienkurse aller drei Unternehmen sind zuvor im regulären Börsenhandel auf ein Allzeithoch gestiegen.
Die Quartalsberichte ließen die Aktienkurse von Amazon und Alphabet nachbörslich weiter klettern. Lediglich Microsoft konnte nicht auf der ganzen Linie überzeugen, und die Aktie verlor leicht an Wert. Alphabet, Amazon und Microsoft gehören zu den fünf Unternehmen mit den höchsten Börsenwerten in Amerika. Die anderen beiden sind der Elektronikkonzern Apple und das soziale Netzwerk Facebook, die ihre Zahlen jeweils in der kommenden Woche vorlegen.
Amazon hat mit seinem Bericht die jüngste Serie profitabler Quartale fortgesetzt und lässt seinen früheren Ruf, kaum oder gar keine Gewinne zu erwirtschaften, immer weiter hinter sich. Alphabet konnte sich einmal mehr über sprudelnde Werbeeinnahmen freuen, offenbar hatte also der Werbeboykott seiner Videoseite Youtube gegen Ende des Quartals wegen extremistischer Inhalte keine größeren Auswirkungen. Microsoft wiederum profitierte einmal mehr von seinen Aktivitäten rund um „Cloud Computing“. Dies ist ein Geschäft, das auch für Amazon und Alphabet immer wichtiger wird.
Insgesamt meldete Amazon für das erste Quartal ein Umsatzwachstum um 23 Prozent auf 35,7 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 35,3 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn kletterte um 41 Prozent auf 724 Millionen Dollar, das Ergebnis je Aktie von 1,48 Dollar lag weit über den von Analysten im Schnitt erwarteten 1,12 Dollar. Das gute Bild erklärt sich zum großen Teil mit der für den Konzern immer wichtigeren „Cloud“-Sparte Amazon Web Services (AWS). Mit ihr stellt Amazon Unternehmen und Behörden, die ihre Informationstechnik ins Internet verlagern wollen, Computerkapazitäten zur Verfügung.
Cloud könnte größtes Geschäft werden
Vorstandsvorsitzender Jeff Bezos hat gesagt, dies könnte eines Tages das größte Geschäft von Amazon werden, also mehr Umsatz bringen als der Online-Handel. Derzeit steht die Sparte für etwas mehr als 10 Prozent des Umsatzes, aber schon für weit mehr als die Hälfte des Betriebsgewinns. Der AWS-Umsatz legte im vergangenen Quartal um 43 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar zu, der Betriebsgewinn erhöhte sich um 47 Prozent auf 890 Millionen Dollar.
Alphabet schaffte in den vergangenen drei Monaten einen Umsatzsprung um 22 Prozent auf 24,8 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 24,2 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn stieg um 29 Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie von 7,73 Dollar war um 34 Cent besser als erwartet. Mehr als 99 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen auf die Kernsparte Google, zu der die gleichnamige Suchmaschine und eine Reihe anderer Geschäfte wie der Videodienst Youtube und das Handy-Betriebssystem Android gehören.
Neben Google stehen eine Reihe anderer Tochtergesellschaften wie Waymo, das Projekt für selbstfahrende Autos, oder Nest, ein Hersteller vernetzter Haushaltsgeräte. All diese anderen Aktivitäten brachten Alphabet zusammen nur einen Umsatz von 244 Millionen Dollar, 48 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie sind bislang auch defizitär, ihr Betriebsverlust erhöhte sich diesmal auf 855 Millionen Dollar. In der Kernsparte Google kommen die Umsätze vor allem von Werbung, aber auch andere Geschäfte wie Hardware oder Cloud Computing werden wichtiger. Sie standen im abgelaufenen Quartal für einen Umsatzanteil von 13 Prozent, vor einem Jahr waren es noch 10 Prozent.
Umsatz bei Microsoft unter den Erwartungen
Microsoft baute seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal um 8 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar aus. Der um Sondereinflüsse bereinigte Umsatz, den Analysten beobachten, betrug 23,6 Milliarden Dollar und lag minimal unter den Erwartungen. Zum Wachstum trug das im Dezember übernommene Karrierenetzwerk Linkedin bei, das einen Umsatz von 975 Millionen Dollar erzielte.
Besonders gut schnitt das Unternehmen, das früher vor allem für sein Betriebssystem Windows bekannt war, mit Cloud-Produkten ab. Der Umsatz mit der Cloud-Plattform Azure, mit der Microsoft gegen die Amazon-Sparte AWS konkurriert, hat sich beispielsweise fast verdoppelt. Office 365, die internetbasierte Variante von Microsofts Bürosoftware, brachte 45 Prozent mehr Umsatz ein als vor einem Jahr. In anderen Geschäften gab es dagegen Einbußen. So schrumpfte der Umsatz mit dem Tabletcomputer Surface um mehr als ein Viertel. Seinen Nettogewinn hat Microsoft um 28 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar ausgebaut. Das Ergebnis je Aktie von 73 Cent war um 3 Cent besser als erwartet.