Nebenwerteindex im Höhenflug : Der M-Dax jagt weiter Rekorde
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Hier wird gehandelt: das Parkett der Börse Frankfurt Bild: dpa
Auch langfristig überflügeln die Nebenwerte den Dax. Doch günstig sind sie nicht mehr zu haben - und obendrein wird das Umfeld schwieriger.
Das neue Jahr ist erst wenige Wochen alt, und schon gibt es neue Rekorde. Denn in dieser Woche eilte der Nebenwerteindex M-Dax von einem Hoch zum nächsten – ganz anders als der große Bruder Dax. Am Donnerstag kletterte der Index der mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften bis auf 22685 Punkte – so hoch wie nie zuvor. Am Freitag waren es nur einige Punkte weniger. Dem Dax hingegen fehlen aktuell noch rund 800 Punkte oder gut 6 Prozent zu seinem eigenen im April 2015 aufgestellten Rekord von 12 391 Punkten.
Die Aktien haben ihre ganz eigenen Qualitäten – seien es die großen, soliden Standardwerte oder die im Börsenwert kleineren, aber als wendiger und anpassungsfähiger geltenden Titel der zweiten Aktienreihe. Die Statistik spricht gleichwohl für sich. Vergleicht man den Dax und M-Dax miteinander, dann zeigt sich, dass die Nebenwerte die Standardtitel seit dem Jahr 2000 meist überflügelt haben: In 13 Jahren haben die Kleinen gewonnen. Nur viermal fielen sie hinter die Großen zurück – 2014 und 2016 kaum wahrnehmbar.
M-Dax seit 1988 deutlich besser als Dax
Die Entwicklung der Indizes habe auch immer etwas mit der Gewichtung der einzelnen Branchen zu tun, sagt Christoph Schlienkamp, Analyst des Bankhaus Lampe. Wenn die Banken 2016 nicht einen solchen Aufholprozess gestartet hätten, dann wäre das Rennen zwischen Nebenwerten und Standardaktien möglicherweise etwas anders ausgegangen. Auch das Umfeld ist entscheidend: In den neunziger Jahren schnitt der M-Dax in acht von zehn Jahren schlechter ab als der Dax.
Dennoch bleibt unter dem Strich ein dickes Plus: Im Langfristvergleich überflügelt der M-Dax nicht nur den Dax deutlich. Dies haben die Analysten der DZBank errechnet. Seit dem Jahr 1988 sei der Nebenwerteindex Jahr für Jahr im Durchschnitt um 11,3 Prozent gestiegen. Der Dax habe es jährlich nur auf 8,8 Prozent gebracht. Für den S-Dax, der gemessen an ihrem Börsenwert noch kleineren Unternehmen, steht ein Plus von 8,1 Prozent zu Buche und für die Technologieaktien im Tec-Dax seit dem Jahr 1997 ein Anstieg von jährlich 3,3 Prozent.
Dank des Zinseszins-Effekts habe diese Überrendite von rund 2,5 Prozent im Jahr dazu geführt, dass der M-Dax heute – gemessen an seiner Punktezahl – in etwa doppelt so hoch stehe wie der Dax, sagt Christian Kahler, Aktienstratege der DZ Bank. Zugleich habe der M-Dax in den vergangenen 29 Jahren auch weniger Verlustjahre verzeichnet.
Dabei liege die bessere Entwicklung der Nebenwerte im Wesentlichen an den Schwierigkeiten des Dax selbst, sagt Kahler. Viele Schwergewichte des Leitindex hätten in der Vergangenheit mit erheblichen strukturellen Problemen zu kämpfen gehabt, die weit über die normalen zyklischen Schwankungen des Geschäftsverlaufs hinausgingen. Dazu gehörten die Krise der Banken und die Neuausrichtung der Geschäftsmodelle der beiden Versorger als direkte Folge der Fukushima-Katastrophe im Jahr 2011 oder der Abgasskandal von Volkswagen.
Hinzu komme, dass im Dax die Platzhirsche der deutschen Industrie vertreten seien, also Unternehmen, die in der Vergangenheit stark gewachsen seien und deshalb im Index der größten deutschen Gesellschaften vertreten wären wie Auto-, Chemie- und Industriewerte. Diese Unternehmen wüchsen zwar auch heute noch, hätten ihre wachstumsstärkste Zeit aber längst hinter sich, sagt Kahler.