Börsengänge : Chicago Mercantile Exchange geht an die Börse
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Immer mehr Börsen wagen sich selbst aufs Parkett. Mit der CME ist es nun eine der größten Terminbörsen der Welt.
Mit dem anstehenden Börsengang der amerikanischen Terminbörse Chicago Mercantile Exchange (CME) setzt sich der Reigen jener Börsen fort, die selbst an die Börse gehen. Beispielsweise die europäischen Börsenunternehmen Euronext und die Deutsche Börse AG. Selbst die Technologiebörse Nasdaq hat die Absicht, ihre Aktien öffentlich anzubieten, sobald sie den Status eines unabhängigen Börsenoperators erhalten hat.
Die CME ist nur einer von dreien in Chicago domizilierten Handelsplätzen für derivative Produkte. Sie hat einen Marktanteil von 95 Prozent beim Handel mit Futures auf US-Aktienindizes. Ihre Eurodollar-Futures sind weltweit die meistgehandelten Kontrakte. Global betrachtet ist die CME die zweitgrößte Terminbörse hinter der Frankfurter Eurex. Diese Position macht die 1898 als Warenterminbörse gegründete CME, deren Aktien am heutigen Donnerstag in den Handel eingeführt werden, für Investoren so attraktiv.
Aktie erscheint fair bewertet zu sein
"Die Aktie ist ein Kauf", bestätigt Pat Adams, Vermögensverwalter bei Choice Investment Management LLC. "Wir lieben Unternehmen, die auf ihrem Markt dominieren." Ausgehend von einem Gewinn je Aktie von 2,33 Dollar im Jahr 2001 läge das Kursgewinn-Verhältnis bei einem Kurs von 34 Dollar bei 14,6. Die Deutsche Börse ist auf Basis der Gewinnprognosen für das Jahr 2003 leicht teurer.
Die Chicago Mercantile Exchange Holdings, die Betreibergesellschaft der Börse, platziert drei Millionen Aktien. Bei einem Börseneinführungspreis von 31 Dollar bis 34 Dollar pro Aktie kommt die CME auf einen Emissionswert von bis zu 102 Millionen Dollar. Zusammen mit den 1,75 Millionen Aktien der Mitglieder, darunter Goldman Sachs & Co. und Deutsche Bank AG, steigt das Volumen der Transaktion auf 161,5 Millionen Dollar. Die CME wird mit bis zu 1,08 Milliarden Dollar bewertet. Das ist knapp ein Viertel der Marktkapitalisierung der Deutschen Börse AG.
Steigende Umsätze machen Mut
Für die ersten neun Monate des Jahres wies die CME einen Nettogewinn von 61 Millionen Dollar aus. Das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Einnahmen stiegen 18 Prozent auf 333,8 Millionen Dollar. Im dritten Quartal wurden 154,6 Millionen Kontrakte gehandelt, das ist ein Plus von 48 Prozent.
Der Erlös aus der Börseneinführung ist für Investitionen in die technische Ausstattung sowie für potenzielle Akquisitionen bestimmt, heißt es in den Unterlagen, die bei der US-Börsenaufsicht eingereicht wurden. Die Aktien sollen an der New York Stock Exchange unter dem Ticker CME gehandelt werden. Der Börsengang wird von Morgan Stanley, Salomon Smith Barney, UBS Warburg, J.P. Morgan Chase & Co. und William Blair & Co. betreut. Die Konsortialbanken haben eine Mehrzuteilungsoption von 712.660 Aktien. Sollte der Greenshoe ausgeübt werden, steigt das Emissionsvolumen auf bis zu 185,7 Millionen Dollar.
Vorstufe für eine Konsolierung
Die „Börsengängigkeit“ wird allgemein als Voraussetzung und als Vorstufe für eine Konsolierung der internationalen Börsenlandschaft betrachtet. Denn immer mehr Märkte gehen zum elektronischen Handel über. Damit reagieren sie einerseits auf das Aufkommen der Konkurrenz von Seiten virtueller Netzwerke. Andererseits lässt sich auf einmal etablierten Handelsplattformen eine beinahe beliebige Anzahl von Handelsgeschäften abwickeln. Je mehr das sind, desto günstiger wird das Einzelgeschäft.
Das dürfte früher oder später dazu führen, dass sich einzelne Börsen zusammenschließen, um die enormen Technologieinvestitionen zu teilen und um danach auf Basis hoher Volumina den Handel mit Wertpapieren äusserst günstig anbieten zu können. Bei börsennotierten Börsen fällt das leichter, weil der Markt Bewertungsfragen von vorneherein übernimmt. Zum anderen sind durchaus auch feindliche Übernahmen denkbar, wenn ein Börsenbetreiber besonders erfolgreich ist und seine „Produktpalette“ oder seinen Marktanteil erweitern will. Auch hier entscheidet dann der Markt, wie sich die Börsenstruktur künftig entwickeln wird und nicht bürokratische Regulatoren oder Ähnliche.