Auswirkungen auf die Märkte : Nach dem Zahlungsausfall sinken die Kurse
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Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag gewaltig Federn gelassen. Aber es waren nicht nur die Probleme Argentiniens, die bei den Investoren auf die Stimmung drücken.
Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag deutliche Verluste erlitten, nachdem die Frist zur Verhinderung des technischen Zahlungsausfalls Argentiniens am frühen Morgen mitteleuropäischer Zeit abgelaufen war. Die Versuche zwischen Argentinien und einer kleinen Gruppe von Gläubigern, noch in letzter Minute eine Einigung im Schuldenstreit zu finden, waren am Mittwochabend in New York gescheitert. Eine letzte Frist für eine Verhandlungslösung lief um 6.00 Uhr MESZ aus. Es ist somit das zweite Mal seit 2001, dass Argentinien Schulden nicht bedient.
Der Streit um Argentiniens Schulden
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Aber nicht nur Argentinien belastet die Märkte. Auch deutliche Kursverluste bei Adidas und der Lufthansa drückten den Dax tief ins Minus. Die Stimmung belasteten einem Händler zufolge auch die schwachen Zahlen der angeschlagenen portugiesische Bank Espirito Santo (BES), die im ersten Halbjahr einen Milliardenverlust verbucht hat. Nach einem verhaltenen Auftakt weitete der deutsche Leitindex sein Minus auf 1,9 Prozent bei 9407 Punkten aus. Der mit 100 Werten den Markt deutlich breiter abbildende F.A.Z.-Index sank gleich stark auf 1929 Zähler.
Für die Anleger galt es eine ganze Flut von Zahlen zu verarbeiten. Alleine im Dax berichteten mit Siemens, FMC, Fresenius, Adidas und der Lufthansa fünf Unternehmen über das abgelaufene Quartal.
Adidas-Aktien rutschen um mehr als 15 Prozent ab und markierten mit 59,41Euro ein Zwei-Jahres-Tief.. Wegen der Ukraine-Krise und Problemen im Golf-Geschäft musste der Sportartikelhersteller weiter zurückrudern und seine Prognosen ein weiteres Mal senken. „Schlechte Nachrichten werden aktuell an der Börse besonders hart bestraft“, sagte ein Händler zu dem Kursrutsch. Lufthansa-Titel verloren nach enttäuschenden Zahlen mehr als 7 Prozent.
Die Papiere von FMC und der Mutter Fresenius bildeten den Gegenpol. Sie legten nach Quartalsberichten deutlich zu. DZ-Bank-Analyst Sven Kürten sprach von einem ermutigenden Quartal bei dem Dialysespezialisten FMC. Auch beim Medizinkonzern Fresenius sei das zweite Jahresviertel gut verlaufen. FMC-Aktien gewannen 2,6 Prozent, Fresenius-Papiere legten 3,7 Prozent zu. Die Anteile am Elektrokonzern Siemens verteuerten sich nach Zahlen um 1,7 Prozent. DZ Bank, Baader und die Société Générale bekräftigten ihre Kaufempfehlungen. Das Quartal sei allerdings eher durchwachsen gewesen.
DMG Mori Seiki rutschen auch ab
Der Aktienkurs von DMG Mori Seiki, ehemals Gildemeister, fielen nach Zahlen um mehr als 10 Prozent auf das Niveau von Ende Mai. „Der Werkzeugmaschinenbauer konnte zwar mit den Zahlen überzeugen, jedoch lasten kurzfristig die Sanktionen gegen Russland auf dem Aktienkurs“, sagte Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Auch ein weiterer Börsianer sah die Maschinenbautitel vor allem durch die Russland-Krise belastet. Der Branchenverband VDMA kappte am Vormittag seinen Ausblick und verstärkte damit den Druck.
Der Autozulieferer Dürr hält zwar trotz eines etwas schwächer ausgefallenen Quartals an seinen Prognosen fest. Die Aktie verlor dennoch 6,8 Prozent. Nach einem Bericht in der „Süddeutschen Zeitung“ brach der Kurs von Tipp24 um 19 Prozent ein. Dem Bericht zufolge wehren sich die Staatslotterien gegen die wachsende Konkurrenz privater Glücksspielanbieter. Ein Börsianer sieht die Anleger deutlich verunsichert.