Amerikanische Notenbank : Wall Street wettet auf dritte Lockerung der Fed
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Die geldpolitische Lockerung der Fed ließ die Kurse steigen: New Yorker Börse Bild: dpa
Die Sitzung der amerikanischen Notenbank in dieser Woche wirft ihre Schatten voraus. Einige Marktstrategen fürchten angesichts der schon gestiegenen Aktienkurse einen Rückschlag.
Börsianer an der Wall Street wetten auf eine baldige geldpolitische Lockerung durch die amerikanische Notenbank Fed. Die Aktienkurse an der New Yorker Börse sind am Freitag deutlich gestiegen und das, obwohl das im zweiten Quartal schwächere Wachstum der amerikanischen Wirtschaft über den Prognosen der Volkswirte gelegen hatte. Am Montag eröffneten die Aktien mit leichten Kursgewinnen.

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Der Offenmarktausschuss der Fed tritt in dieser Woche zusammen und wird am Mittwoch während des Börsenhandels den weiteren geldpolitischen Kurs verkünden. „Leute in diesem Geschäft positionieren sich gerne vor großen Ereignissen, besonders, wenn sie sehr, sehr positiv für die Märkte ausfallen könnten“, sagte Brian Reynolds, Marktstratege des Börsenmaklers Rosenblatt Securities der Nachrichtenagentur Reuters. Marktakteure warten zudem gespannt auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Anleger hoffen auf eine großangelegte Rettungsaktion für den Euro.
Marktakteure erwarten quantitative Lockerung
Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten war im zweiten Quartal mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,5 Prozent gewachsen. Nach Ansicht einiger Ökonomen ist das Wachstum damit immer noch kräftig genug, um zunächst ein weiteres Stillhalten der Fed zu rechtfertigen. An den Aktienmärkten signalisieren die höheren Kurse allerdings die klare Hoffnung auf weitere Maßnahmen der Fed spätestens im September.
Viele Marktakteure scheinen zu erwarten, dass die Fed zum dritten Mal seit dem Höhepunkt der Finanzkrise eine sogenannte quantitative Lockerung („quantitative easing“) einleiten wird - im Jargon der Wall Street „QE3“ genannt. Gemeint ist damit der Ankauf von Wertpapieren durch die Fed, um die langfristigen Zinsen zu drücken. Bei ihrer Sitzung im Juni waren die Währungshüter um den Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke noch vor einer derartigen Maßnahme zurückgeschreckt.
Tatenlos blieb die Notenbank angesichts gesunkener Wachstumsprognosen und einer nur mäßigen Erholung des Arbeitsmarktes nicht. Die Fed hatte entschieden, die „Operation Twist“ (Aktion Drehung) bis zum Jahresende zu verlängern. Bei dieser Sondermaßnahme verkauft die Notenbank Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit aus ihren Beständen und kauft dafür Anleihen mit einem späteren Fälligkeitsdatum. Auch damit will die Fed die langfristigen Zinsen drücken, um dem Wirtschaftswachstum neue Impulse zu geben. Bernanke und seine Mitstreiter müssen auf diese Maßnahmen zurückgreifen, weil der Leitzins, die Zielgröße für Tagesgeld, seit der Finanzkrise gegen null tendiert.
Von den ersten beiden quantitativen Lockerung haben Aktienanleger profitiert. Das erste Programm hatte im November 2008 kurz nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers begonnen, es lief bis März 2010 (siehe Grafik). Als die Konjunktur weiter schwächelte, votierte die Fed ein zweites Mal für eine Lockerung und kaufte von November 2010 bis Juni 2011 weitere Staatspapiere. Bernanke wollte mit den Ankäufen von Anleihen Investoren bewusst in risikoreichere Anlagen wie Aktien drängen.
„Wir sind in einer heiklen Lage“
Steigende Aktienkurse sollten Verbraucher optimistisch stimmen und zu steigenden Ausgaben führen. Die Aktienkurse waren nach dem Ende der Stützungsprogramme zunächst gefallen, hatten sich in den Monaten danach aber wieder erholt - was zum Teil aus der Hoffnung auf abermalige Eingriffe der Notenbank resultierte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen der größten Banken und Wertpapierhäuser an der Wall Street rechneten vor drei Wochen überwiegend mit einer weiteren Lockerung. „QE3 wird kommen“, sagte kürzlich auch Michael Yoshikami, Vorstandschef des Vermögensverwalters Destination Wealth Management. Einige Fachleute fürchten allerdings, dass eine Lockerung schon in den zuletzt gestiegenen Aktienkursen eingepreist ist - wodurch die Rückschlagsgefahr erhöht wird.
„Wir sind in einer heiklen Lage“, sagt Barry Knapp, der die amerikanische Aktienstrategie für die britische Bank Barclays leitet. Wären die Kurse niedriger, würde er den Kauf von Aktien empfehlen. Angesichts des derzeitigen Kursniveaus beschreibt Knapp seine Haltung allerdings als „gleichgültig“.