Idealfigur aus dem Hippietraum
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Gute Inszenierung mit lausiger Musik: An den Hauptdarstellern Raimund (Conor Prendiville) und Melusina (Tina Josephine Jaeger) gibt jedenfalls nichts auszusetzten. Bild: Petra Moser
Trip im Trockenbecken: Conradin Kreutzers selten gespielte Oper „Melusina“ wurde in einer Kammerfassung am Musiktheater Linz aufgeführt.
Das Genre der romantischen Zauberoper ist seit dem profanen zwanzigsten Jahrhundert stark in Verruf geraten. Geister und Feen, die stramme Ritter irritieren, wollen so gar nicht ins Bild der auf kalkulierender Rationalität basierenden kapitalistischen Gesellschaft passen. Dass die Werke von Albert Lortzing, Friedrich von Flotow, Heinrich Marschner oder Conradin Kreutzer musikalisch nicht immer tief schürfen, tat ein Übriges. Und Franz Schubert scheiterte in „Des Teufels Lustschloss“ an mangelndem dramaturgischen Instinkt. Folglich blieben an deutschen Opern aus dem neunzehnten Jahrhundert in erster Linie die großen Gesamtkunstwerke Richard Wagners im Repertoire, obgleich diese paradoxerweise auf ähnlichen Themen beruhen, man denke nur an „Der fliegende Holländer“, dessen Geisterschiff Senta völlig aus der Bahn wirft, oder an „Lohengrin“, in dem Elsa von Brabant auf eine nicht minder rätselhafte Lichtgestalt trifft.
Ganz ähnlich verlaufen die Konfliktlinien zwischen Raimund und Melusina, wie die beiden Protagonisten in Conradin Kreutzers selten gespielter Zauberoper „Melusina“ heißen, denn die Titelfigur ist ein Wasserwesen, mehr Natur als Mensch und folglich auch seelenlos. Bis auf Paracelsus lässt sich die Spur der Nixen zurückverfolgen, die sich in der Romantik vor allem durch die Erzählung „Undine“ von Friedrich de la Motte Fouqué großer Beliebtheit erfreuten. Geringfügig adaptiert und mit anderen Namen versehen, übernahm auch Franz Grillparzer in seinem Libretto zu Kreutzers Oper diesen Stoff, allerdings mit dem Hintergedanken, den Konflikt zwischen Traum und Realität, zwischen Idee und Wirklichkeit zu thematisieren.
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