Der Zauberer kann verdeckte Spielkarten lesen und Streichholzschachteln aus der Ferne beschriften, er kann fremde Gedanken erraten und verblüfft seine Zuschauer auch sonst mit allerlei Tricks. Vor dem unsichtbaren Virus, das ihm wie allen anderen darstellenden Künstlern seit einem Jahr so heftig zu schaffen macht, muss allerdings auch er kapitulieren. Was gäbe man jetzt dafür, wenn Nicolai Friedrich Corona einfach wegzaubern könnte.
Von März vorigen Jahres an ging bei dem berühmten Magier nichts mehr. Der mit Preisen überhäufte Weltmeister in der Disziplin „Mentalmagier“, den man, als Reisen noch möglich war, auch in Bombay auf überlebensgroßen Plakaten an Hochhausfassaden entdecken konnte, dieser Zauberer hatte innerhalb weniger Tage statt Hunderter geplanter Auftritte in Amerika, Indien, Frankreich und der Schweiz nur noch gähnende Leere im Terminkalender. Ein Schicksal, das Nicolai Friedrich mit Künstlern aller Sparten teilt, mit Tänzern, Opernsängern, Schauspielern. Die Aussicht, die nächsten Monate tatenlos auf der Couch zuzubringen, war für den smarten Mittvierziger unvorstellbar.
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