: Wir vertrauen Goldman Sachs
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"In Goldman Sachs we trust" (Wir vertrauen Goldman Sachs) überschrieb der amerikanische Ökonom John Kenneth Galbraith mit der ihm eigenen Ironie ein Kapitel seines bekannten Buches über den Börsenkrach von 1929. Die Kapitelüberschrift enthielt gleich zwei Pointen: Zum einen war sie eine Parodie des Satzes "In God we trust" (Wir vertrauen Gott), der die amerikanischen Banknoten ziert. Zum zweiten bildete die Überschrift eine Anspielung auf jene Investmenttrusts, mit denen das New Yorker Wertpapierhaus Ende der zwanziger Jahre Anleger ruiniert hatte. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts galt keine andere Investmentbank im kreditfinanzierten Geschäft mit neuartigen Finanzprodukten als ähnlich erfolgreich wie Goldman Sachs. Auch ansonsten sind Parallelen zwischen damals und heute unverkennbar: Unterkapitel von Galbraiths Buch tragen so aktuelle Überschriften wie "Die Schmach der Bankleute" und "Wall Street am Pranger". Das schmale Buch hat sich im Laufe der Zeit zu einem Bestseller entwickelt, von dem 800 000 Exemplare verkauft wurden. Nun wurde es vom Finanzbuch-Verlag wieder aufgelegt.
Die Kosten von Finanzkrisen trägt die Allgemeinheit; die Kosten des Verfassens dieses empfehlenswerten Buches trug vor allem Mrs. Galbraith: Der Autor ließ sie während der gesamten Sommerferien mit den Kindern alleine, worüber sie alles andere als glücklich war. Ob die kräftig sprudelnden Buchhonorare Mrs. Galbraith später angemessen getröstet haben, ist nicht überliefert.
gb.
John Kenneth Galbraith: Der große Crash 1929. Finanzbuch-Verlag. München 2008. 238 Seiten. 14,90 Euro.