Wie stark ist die Mafia in Deutschland?
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Erinnern als Medizin gegen die Mafia: Nando dalla Chiesa bei einer Gedenkveranstaltung für den 1992 ermordeten Richter Paolo Borsellino Bild: Picture-Alliance
Wie stark ist eigentlich die organisierte Kriminalität in Deutschland? Der italienische Soziologe Nando dalla Chiesa, eine Ikone des Kampfes gegen das organisierte Verbrechen, hält uns den Spiegel vor.
Jedes Jahr wird in Italien im September der Ermordung von Carlo Alberto dalla Chiesa gedacht. Vor allem in Palermo kommen dann Menschen zusammen und erinnern daran, was damals in der Via Carini geschah. Der Carabinieri-General, berühmt geworden durch seine Erfolge im Kampf gegen die linksterroristischen Roten Brigaden, war gerade in die Inselhauptstadt Siziliens versetzt worden, um dort als Polizeichef den von der Cosa Nostra verursachten Ausnahmezustand zu beenden, als Mafia-Killer ihn und seine Frau Emanuela Setti Carraro am 3. September 1982 auf offener Straße erschossen.
Im Bewusstsein der Italiener stellte das Attentat den absoluten Tiefpunkt im Kampf des Staates gegen die Mafia dar und läutete eine Kehrtwende ein. Aufgrund des öffentlichen und politischen Drucks wurde ein zentrales Hohes Kommissariat für den Kampf gegen die Mafia eingerichtet mit den von dalla Chiesa zu Lebzeiten immer wieder geforderten Kompetenzen. Die ersten Gesetze wurden verabschiedet, in denen das Wort „Mafia“ explizit vorkommt. In Italien ist es seitdem beispielsweise möglich, das Bankgeheimnis aufzuheben, um die Vermögen Verdächtiger zu konfiszieren. Zahlreiche Straßen sind in Italien nach dem ermordeten General benannt, und im vergangenen Jahr war Carlo Alberto dalla Chiesa sogar landesweites Abiturthema: In Italien ist er ein Nationalheld.
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