
Bilanz von RTL : Zahlendreher
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Zahlen sind sein Ding: Bertelsmann-Chef Thomas Rabe. Bild: dpa
Wenn der Bertelsmann-Chef Thomas Rabe mit Zahlen kommt, wie bei der Bilanz von RTL, will er etwas beweisen. Etwa, dass Gruner + Jahr zerlegt werden muss. Doch was sind das für Zahlen?
Seinem Ruf, ein Mensch der Zahlen zu sein, wird der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann und Chef von RTL Deutschland, gerecht, als er am Donnerstag die Bilanz der RTL Group vorstellt. Zahlen rattert Thomas Rabe nur so runter.
Wobei das mit den Zahlen so eine Sache ist. Einen Umsatz von 7,22 Milliarden Euro hat die RTL Group 2022 gemacht und verzeichnet ein „Adjusted Ebitda“ von 1,083 Milliarden Euro, also ein „angepasstes“ Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten.
Mit geplanten Fusionen in Frankreich und den Niederlanden hat es nicht geklappt, das Streaming schreibt Anlaufverluste. RTL ist auf dem Markt, auf den sich alles konzentriert, weil Sender und Verlage zu digitalen Plattformen werden (müssen), längst nicht da, wo es hinwill. RTL Deutschland hat mit RTL+ zwar mehr als vier Millionen Kunden und ist zuletzt um 48 Prozent gewachsen, im Vergleich zu den Giganten des Streamings sind das aber Peanuts.
Kein „nennenswerter Beitrag zum Gewinn“?
Noch viel kleiner ist das Angebot „Stern+“, mit dem der „Stern“ nach vorn kommen soll. Das Magazin bleibt bekanntlich als eines von wenigen Heften des Verlags Gruner + Jahr übrig, nachdem dieser mit RTL Deutschland „fusioniert“ wurde. Fusion bedeutet hier Filetieren: 700 von 1900 Arbeitsplätzen und zwei Dutzend Titel fallen weg.
Damit das zwingend wirkt, ist der Verlag zum Verlustbringer runtergerechnet worden. Gruner + Jahr habe 2022 „keinen nennenswerten Beitrag zum Gewinn“ von RTL geleistet, sagt Rabe. Die Prognose laute, dass der Verlag, täte man nichts, „zweistellig in die Verlustzone“ geriete, „Quersubventionierung“ könne man sich auf Dauer nicht leisten. 2021 hatte Gruner + Jahr einen Umsatz von 1,05 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 134 Millionen Euro ausgewiesen.
Ist das nicht seltsam? „Die Zahlen sind eindeutig“, sagt Rabe und meint natürlich die aktuellen. Er werde vom Aufsichtsrat „uneingeschränkt unterstützt“. Das klingt überpointiert. RTL-Deutschland-Chef bleibt Rabe, der das ursprünglich nur 12 Monate sein wollte, bis Ende 2023. Das wären dann, rechnen wir richtig, 18 Monate? Bis dahin, da sind wir sicher, stimmen die Zahlen noch mehr.