Was ist denn daran deutsch?
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Seit es den ICE gibt, gibt es eine neue Variante der Platzangst. Bild: dpa
Verhaltensunsicherheit bei der Frage: „In welchem Land ist man, wenn im komplett leeren Zug jemand darauf besteht, auf seinem reservierten Platz zu sitzen?“ Man möchte antworten: Wir fragen uns zu viel über uns.
Die Frage, was deutsch ist, lässt sich nicht klären. Denn wir haben zu viele Antworten darauf. Wir wissen viel, zu viel über dieses Land, seine Bewohner, seine Geschichte. Nicht, dass andere Länder weniger über sich wüssten, aber dort wird solches Wissen nicht ständig zur Beantwortung der Frage herangezogen, wer man sei. „Deutschland ist Hamlet“, hieß es im neunzehnten Jahrhundert, was auch meinte: Es ist verhaltens-unsicher. Wir wissen also auch darum zu viel, weil ständig darüber laut nachgedacht wird, was deutsch ist, mit einerseits starken Behauptungen und andererseits großer Unsicherheit, ob sie zutreffen. Je mehr aber über eine Sache gewusst wird, desto widersprüchlicher erscheint sie.

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Also ist deutsch das eine und sein Gegenteil: die Ingenieurskunst und die Romantik, die Rechthaberei und die Unentschiedenheit, die Sehnsucht und der Golf Diesel, das Protestieren und das Mitlaufen, der Außenhandelsüberschuss und der Tourismus, die Querelen um die Einwanderung und die Gedenkkultur, Stefan George und Erich Kästner, die Humorlosigkeit und Gerhard Polt.
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