Universität : Frankfurter beerben IG Farben - Umzug in den Poelzig-Bau
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Mehr als 70 Jahre nach seiner Fertigstellung hat das ehemalige Verwaltungsgebäude der IG Farben in Frankfurt am Main neue Nutzer gefunden: Am 23. April begann in dem architektonisch bedeutsamen Bau von Hans Poelzig der Vorlesungsbetrieb für rund 8.000 Studenten der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität. Das nach dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte von der amerikanischen Militärführung genutzte Gebäude auf einer Anhöhe im Frankfurter Westend war dafür seit 1999 umgebaut worden.
Die Mensa residiert vorerst im Zelt
Allerdings waren die Arbeiten beim Einzug der ersten Studenten aus dem Bereich der Geisteswissenschaften noch keineswegs abgeschlossen, so dass zunächst einmal zahlreiche Provisorien akzeptiert werden mussten. Das als Mensa vorgesehene Casino wird erst im August fertig gestellt sein und zwischenzeitlich durch ein großes Zelt ersetzt.
Dennoch äußerte sich Universitätspräsident Rudolf Steinberg am Montag zufrieden. Der Vorlesungsbetrieb auf dem neuen „Campus Westend“ habe pünktlich begonnen. Zunächst wurden die Fachbereiche katholische und evangelische Theologie, Philosophie und Geschichtswissenschaften, Teile der Sprach- und Kulturwissenschaften sowie Neuere Philologien, das Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften mit über 8.500 Büchern sowie das Fritz-Bauer- und das Frobenius-Institut in dem Bauwerk untergebracht.
Präsident: „Schönster Campus Deutschlands“
Weitere werden jedoch folgen, der bisherige Standort der Frankfurter Universität an der Bockenheimer Warte dürfte langfristig zur Disposition stehen. Steinberg schwärmte von dem neuen Standort, an dem neben den zunächst rund 8.000 Studenten auch rund 500 Wissenschaftler und sonstige Angestellte arbeiten. „Das ist der schönste Campus aller deutschen Universitäten“, lobte er den 35.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Bau, zu dem auf einer Gesamtfläche von 14 Hektar auch ein großzügiger Park gehört.
Der unter Denkmalschutz stehende Poelzig-Bau war zwischen 1928 und 1930 errichtet worden und diente der nach Kriegsende zerschlagenen IG Farben als Hauptsitz. In seinen Räumen war in der Nazi-Zeit auch über die Planung und Verwendung des Auschwitz-Gases Zyklon B befunden worden.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das markante Gebäude mit seiner Travertin-Natursteinfassade zunächst als Hauptquartier des amerikanischen Hochkommissars für Deutschland und dann als Sitz des Fünften US-Korps genutzt. Sowohl der spätere Präsident Dwight D. Eisenhower als auch der heutige amerikanische Außenminister Colin Powell waren dort tätig.