Wo bleibt die Moral?
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Kurz vorher noch undenkbar: ein Mädchen in der Schule in Kabul, Dezember 2001. Zwanzig Jahre später ist das Erreichte wieder in Gefahr. Bild: Reuters
Die politische Lesart von Joe Bidens Entscheidung zum Truppenabzug in Afghanistan scheint klar: Amerika will nicht länger Weltpolizei spielen. Aber wie steht es um die moralische Lesart?
Vor fast zwanzig Jahren sprach der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama in dieser Zeitung von einem „heilsamen Schock des 11. Septembers“, der die Vereinigten Staaten „nach innen stärker und einiger machen und international zu konstruktiverer Beteiligung veranlassen könnte“. Was ist von dieser prekären Einschätzung und dem Wunsch nach mehr amerikanischem Engagement in internationalen Konflikten geblieben, der schon damals stark umstritten war?
Ausgerechnet zum zwanzigsten Jahrestag des 11. September soll nun der Truppenabzug aus Afghanistan komplett abgeschlossen sein: ein symbolisches Datum zum Ende einer Ära, das Prȁsident Biden mit dem Erreichen der gesetzten Ziele begründet. Der republikanische Senatsfraktionschef Mitch McConnell nannte das bizarr: Anscheinend wolle die Biden-Administration den Gedenktag begehen, indem sie Amerikas Gegnern Afghanistan „als Geschenk verpacke und es ihnen direkt zurückgebe“.
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