
Theologie und Homosexualität : Das Schicksal des David Berger
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Alles fest in männlicher Hand? Der katholische Religionslehrer und bekannte Thomas-van-Aquin-Spezialist David Berger hat sich als homosexuell geoutet. Ein Abschied mit Pauken und Trompeten.
Lange wollte David Berger als ein Mann der Diskretion gelten. Der Religionslehrer und habilitierte Theologe, Spezialist für den heiligen Thomas von Aquin, kannte nichts Übleres als die publizistische Ausbreitung von Subjektivität, wo es um nichts als die Sache zu gehen hatte. „Indiskretion“ war seine polemische Hauptkategorie. Im Umkreis der traditionsnahen katholischen Intelligenz machte sich Berger deshalb einen Namen. Er wurde Herausgeber der Zeitschrift „Theologisches“.
Die Tendenz des Blattes war und ist sehr kritisch gegenüber dem Zweiten Vatikanischen Konzil und gegenüber allen reformorientierten Geistern, vor allem gegenüber Karl Rahner und dessen Schüler Herbert Vorgrimler. Die Autobiographie des Letzteren rezensierte Berger nicht ohne Schärfe. Man liest den Beitrag heute mit gemischteren Gefühlen. Getadelt wird nämlich der „Leser der Gegenwart, der die Sensation mehr liebt als das genannte ,Gebot der Diskretion‘“ und der deshalb die „Offenheit, mit der Vorgrimler aus seinem Leben erzählt, besonders begrüßen“ werde.
Gehorsamserzwingung durch belastendes Material
Bergers Diskretionsgebot folgte aber einer sonderbaren Dialektik. Einmal ausgesprochen, wurde es ihm zur Lizenz, seinerseits ausführlichst und ungescheut über Vorgrimlers Beziehungen zu einer „Sigrid“ reden zu können. Und was Karl Rahner anging, so blieb Berger auch hier nicht bei der theologisch strittigen Sache, sondern brachte dessen Beziehung zu Luise Rinser ins Spiel. Das Gebot der Diskretion sah wiederum der Kreis um die Zeitschrift „Theologisches“ verletzt, als man Kunde von David Bergers Facebook-Profil vernahm und ebendort einen Link zu den Kölner „Gay Games“ fand. Man legte ihm den Rücktritt von seinem Herausgeber-Amt nahe.
Nun hat Berger in der „Frankfurter Rundschau“ den Abschied von seinen Freunden mit Pauken und Trompeten öffentlich gemacht. Er wisse, wie viele homosexuelle Priester es gebe; das „belastende Material“ werde von Kirchenoberen systematisch zur Gehorsamserzwingung benutzt. Die Liebe zur alten Liturgie sei in seinem Fall sublimierte Homosexualität gewesen, eine Faszination für „prachtvolle Barockgewänder und edle Brüsseler Spitze, klassische Kirchenmusik, Weihrauchschwaden, eine großartige Inszenierung, vor der jeder Opernregisseur neidvoll erblassen muss, und das alles fest in männlicher Hand“. Künftig muss Berger nicht mehr sublimieren. Nur im Nachhinein bemerkt man, welche Motive hinter seiner Kritik an Vorgrimler gestanden haben mögen. Da beklagte er, dass ihm die Rechte an einem Foto verweigert wurden, bei dem „der Bischof, ausgestattet mit der neuen Hose und im ,Partnerlook‘ mit Vorgrimler mit diesem auf einer Bank sitzt“. Indiskretion war und ist David Bergers Schicksal.