Die große Essayistin wollte auch gerne eine große Erzählerin sein: Susan Sontags kurze Prosa orientiert sich am Höchsten, doch gerade durch diesen Ehrgeiz verfehlt sie das Ziel.
In Tagesmärschen die Peripherie entlang: Der englische Autor Paul Scraton erkundet zu Fuß das Berliner Umland und beweist großes Gespür für Stimmungen und Skurrilitäten.
Nicht aus Milzsucht: In der Einleitung zu seinem Buch „Lauter Verrisse“ legte Marcel Reich-Ranicki sein kritisches Programm dar. Es provoziert bis heute – und gerade heute, wo manche gar keine echte Kritik mehr wollen.
Leere Straßen, geschlossene Geschäfte, verwaiste Spielplätze: Was auf viele gespenstisch wirkt, kann andere inspirieren. Unser Fotograf Frank Röth zeigt, wie der öffentliche Raum während der Corona-Krise aussieht.
Text and the City: Wie die zweisprachig schreibende Autorin Yoko Tawada die deutsche Sprache und Kultur durch Verrätselung entziffert.
In Frankreich kannte sie jeder. Ihre Feder war so gefürchtet wie ihre spitze Zunge. Zum Tode der Comic-Autorin Claire Brétecher.
In seinen Büchern ließ sich der französische Schriftsteller Gabriel Matzneff jahrelang über seine Vorliebe für Sex mit Minderjährigen aus. Jetzt hat die Pariser Staatsanwaltschaft endlich Ermittlungen gegen ihn aufgenommen.
Plastik galt einmal als Inbegriff der Moderne – heute betrachtet man es fast nur noch als Müll. Dabei könnte es helfen, viele ökologische Probleme zu lösen.
Erstaunlich viele Philosophen haben sich mit dem Radfahren und der Tour de France beschäftigt: Mit der Ästhetik, der Intellektualität, mit dem Leidensethos und der Kriegsrhetorik.
Erst durch die Entkoppelung vom romantischen Ideal der Individualität wurde ein Begriff vom Schöpfer eines Textes möglich. Die Theoriefähigkeit des Autors lässt sich datieren – und einem Autor zuschreiben.
Donald Trumps Verbindungen zum Wrestling-Zirkus sind zahlreich. Blickt man auf seinen Politikstil, zeigen sich erstaunliche Parallelen. Oberste Regel: die einmal gewählte Rolle wird im Ring strikt beibehalten.
Wie hat man das Bett der Franzosen zu verstehen, das sich im Luxushotel wie im Airbnb-Quartier dem Urlauber als schier uneinnehmbare Burg darbietet? Soziologische Betrachtung einer behaglichen Zumutung.
Er liebte die Worte, die Literatur und die Unordnung. Generationen von Studenten wurden von ihm inspiriert. Über seine eigene Erzähltheorie machte sich Gérard Genette in späten Jahren lustig.
Ein Tischkicker im Büro macht alle Mitarbeiter froh: Das behaupten Firmenchefs. Wenn sie sich da mal nicht irren.
Die neue künstlerische Leiterin des Globe Theatre besinnt sich auf die Theaterpraxis in Shakespeares Zeit: Schauspieler und Publikum sollen mitbestimmen können, wer was spielt – und was überhaupt aufgeführt wird.
Einordnungen sind der Beginn der Ausgrenzung. Maggie Nelson hat daraus ihre Konsequenzen gezogen und alle Erzählgattungen hinter sich gelassen.
Marcel Beyer hat ein Buch geschrieben über Tränen und Gründe, sie zu vergießen. Im Gespräch verrät er, warum es ausgerechnet mit einem Politiker in den achtziger Jahren beginnt.
Im Westen nichts Neues: Der französische Philosoph Pascal Bruckner fragt, was an dem Vorwurf dran ist, in Frankreich grassiere Islamophobie. Er erkennt darin den Versuch, Kritik an der Religion zu unterdrücken.
Der Kommissar als Poststrukturalist: „Die siebte Sprachfunktion“ von Laurent Binet ist eine gewitzte Wissenschaftssatire und ein französisches Sittenbild.
Präsident Erdogan lädt zur Massenkundgebung, und alle folgen seinem Ruf. Nur die berühmte Sängerin Sila nicht. Daraufhin wird sie mit Hass und Häme überschüttet: Ein Lehrstück aus der neuen Türkei.
Spätestens seit Giannis Varoufakis geht es mit der Krawatte bergab. Keiner scheint sie mehr zu brauchen. Sind die hippen Start-Ups schuld? Eine Spurensuche.
Die Geschichte als Weg, die Gegenwart zu verstehen und die Welt von morgen zu denken: Patrick Boucheron hält eine vielbeachtete Antrittsvorlesung am Collège de France. Das Land versteht seine Ausführungen als Bruch mit dem Pessimismus der Historiker.
Vor hundert Jahren wurde Roland Barthes geboren. Er war Philosoph, professioneller Stadtbewohner, ein großer Briefschreiber und passionierter Leser. Neue Bücher zeigen einen der vielseitigsten und aufmerksamsten Intellektuellen unserer Zeit.
Das Graduiertenkolleg „Schreibszene Frankfurt“ schlägt eine Brücke zwischen einsamer Schreibarbeit und Literaturbetrieb. Am Ende soll ein Modell stehen, dass für alle Städte gilt.
Aus der Perspektive eines Jugendlichen erzählt Frank Witzel über den Sommer 1969 und die Fragwürdigkeit einer Gesellschaft. Wer sich darauf einlässt, wird feststellen, dass achthundert Seiten dafür nicht zu lang sind.
Das Land der aufgehenden Sonne galt lange Zeit als Zukunftslabor. Was Wissenschaft und Technik betrifft, mag das immer noch stimmen. Aber wie steht es dort mit dem Sex?
Wen kümmern schon die Zustände im Gefängnis? Der Philosoph Michel Foucault scheint heute einflussreicher denn je – den Wärtern und Direktoren dieser besagten „Unterbringungsanstalten“ wird die Lektüre von „Überwachen und Strafen“ empfohlen.
Kreativität und Neugier verbinden Künstler und Wissenschaftler seit jeher. Dennoch werden sie als getrennte Welten wahrgenommen. Das Projekt „WissensARTEN“ bringt sie zusammen – im ersten Teil zum Thema: Was ist Klang?
Es ist eine Welt wie jenseits der Welt und doch auch unser aller Zuhause: Was passiert mit einem Ungläubigen, wenn er die Mönchsrepublik Athos im Norden Griechenlands besucht?
Ein kleiner Fund zu alter Verlagskultur: Wie man sich bei Suhrkamp einmal dafür rechtfertigte, einen Bestseller eingekauft zu haben.
Den Mythen der Gegenwart auf der Spur: In Frankreich ist ein Sammelband mit Artikeln von Claude Lévi-Strauss erschienen. Die Aktualität des Ethnologen erweist sich neu.
Utopien universaler demokratischer Ideenverbreitung gibt es viele. Wie aber funktioniert wissenschaftliches Publizieren in der vernetzten Gesellschaft tatsächlich?
Von Rommel bis Inglorious Basterds: Woran liegt es eigentlich, dass Nazis in deutschen Historienfilmen immer viel zu gut aussehen?
Alexander Geiser wird von Topmanagern engagiert, damit er ihnen Geschichten erfindet. Ob Continental oder Deutsche Bank - die Realwirtschaft ist schon lange fiktional. Es gewinnt die beste Story.
Tausend Titel und dahinter keine Welt: Mit der Qualitätsdichte wissenschaftlicher Sachbücher unserer Epoche ist es nicht gut bestellt. Überlegungen zum Strukturwandel des geistigen Lebens.