Moral statt Sinn für politische Realitäten, das war für den Historiker Reinhart Koselleck die Ursache der modernen Dauerkrise. Was sagt uns seine These heute?
Nach über fünf Jahren Griechenland-Rettung ist die Schuldenlast dort so hoch wie nie zuvor. Unsere Ratlosigkeit könnte hochgefährlich werden. Der Verfall der rechtlichen und moralischen Normen in Europa schreitet fort.
Thomas Gottschalk hat seine Autobiographie geschrieben. Grund genug, sich mit ihm zu unterhalten: Über sein Rollenvorbild, Eichendorffs „Taugenichts“. Über Ohrfeigen für die Söhne. Über die Angst vor dem Tod.
Beim Zeitungsmachen muss man alle Sinne beisammen haben. An so vieles gilt es zu denken. Das gelingt nicht jedem. Zum Glück gibt es dafür Menschen, die genau wissen, auf welche Befehle es ankommt.
Erster Wettbewerbsfavorit: Der Regisseur Jafar Panahi hat die grandiose Filmsatire „Taxi“ aus dem Iran geschmuggelt – dagegen ist Quentin Tarantino nur ein Fahrrad-Pizzabote.
Die Lügenpresse ist wieder einmal in aller Munde. Der Schmähbegriff wird immer dann aus der Mottenkiste geholt, wenn es darum geht, der jeweils anderen Seite die Legitimation zu entziehen. Eine kleine Geschichte des Unworts des Jahres 2014.
Inkonsequent und sentimental: Das Biopic Eine Liebe für den Frieden - Bertha von Suttner und Alfred Nobel mit Birgit Minichmayr und Sebastian Koch kommt mit großem historischem Anspruch daher, gerät aber zum Rührstück.
Karl Kraus war erbarmungslos gegen seine Feinde, dafür verehren ihn viele Feuilletonisten und Schriftsteller bis heute. Wir nicht.
Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz will mit einer „Stolz-Kampagne“ für Integration werben. Mit Hilfe sozialer Medien wie Twitter oder Facebook soll eine Diskussion über Heimat und Heimatgefühl in Österreich ausgelöst werden.
Schloss Janowitz war für Karl Kraus der Schutzraum, den er brauchte, um „Die letzten Tage der Menschheit“ zu schreiben. Die Hausherrin Sidonie Nádherný wurde seine Muse und Schicksalsfrau. Ein Baustellenbesuch.
Die Zeitungen stecken in der größten Krise ihrer Geschichte. Das liegt nicht nur am Internet. Anlass genug, über unsere eigene Branche nachzudenken.
Wenn der Krieg ins Stadttheater geht: Die Salzburger Festspiele bringen gegen „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus ihre Nebelmaschine in Frontstellung. Die Dramaturgie aber schicken sie in die Etappe.
Projekthilfe für einen schwierigen großen Autor: Der Schriftsteller Daniel Kehlmann bestreitet einen Abend mit und über Karl Kraus.
Die ARD inszeniert das Leben der Clara Immerwahr als eindringliches Emmanzipations- und Wissenschaftsdrama. Ein filmisches Denkmal für die in Vergessenheit geratene Pazifistin und Chemikerin.
In der Krim-Krise sieht man: Der Echtzeitjournalismus ist schneller als die Reaktionszeit für einen Atomangriff. Er setzt auf die Semantik der Eskalation und wird dadurch selbst zur Waffe.
Der Verein Deutsche Sprache weiß, wie man Eigentore schießt. Die „Bild“-Zeitung hat er wegen des Titels „Yes, we scan!“ mit der Auszeichnung „Schlagzeile des Jahres“ beehrt - und sich eine treffende Abfuhr geholt.
Der Epiker Jonathan Franzen unterschätzt den Schriftsteller Karl Kraus. Das Publikum könnte die neue Übersetzung mögen, am Kern des Werks geht sie vorbei.
Mit „The Kraus Project“ überträgt Jonathan Franzen den österreichischen Publizisten Karl Kraus ins Englische. Diese sprachkritische Offensive passt zum Größenwahn unserer Zeit.
Die Erstplazierten der Bestsellerliste in Literatur, Daniel Kehlmann, und Sachbuch, Rüdiger Safranski, über Goethe, Lebensexperimente und den richtigen Umgang mit Widersachern.
Seneca im Hängekleid: Thomas Lehr hat Aphorismen mit kulturkritischem Unterton vefasst. Das Buch passt in die Jackentasche und befördert die kleine Nachdenklichkeit zwischendurch.
Die seltenen Momente des Glücks: In Balthasar Berg – Sylt sehen und sterben trifft Dieter Pfaff seine Traumfrau. Die rührt eine unerhört heiße Schokolade an.
Viele Singles sind jung, verdienen gut. Sie lieben ihre Autonomie, sind aber auch eifrige Beziehungsarbeiter. Doch auf wen können sie wirklich bauen, wenn sie mal schwer erkranken?
Warum hat die Stadt Frankfurt kein Geld mehr für ihr Volkstheater? Erst ohne diese Bühne würde die Metropole am Main wahrlich provinziell.
Nicht jedermann findet in seinem Beruf die absolute Erfüllung. Das gilt sogar für Künstler. Dennoch sollen unter ihnen mehr Glückliche sein als in anderen Berufsgruppen.
Die Auszüge aus „Mein Kampf“ in der „Zeitungszeugen“-Reihe des britischen Verlegers Peter McGee gibt es am Kiosk nur in verpixelter Form. Wir haben das Heft ohne Pixel in die Hand genommen.
Komplette Zeitschriften-Jahrgänge, SED-Fotografien oder holländische Obststillleben: Das Angebot bei Hauff & Auvermann ist ansprechend und vielfältig.
Wolfsburg geizt mit augenfälligen Reizen und ist deshalb nicht gerade als Stadt für Flaneure bekannt. Dennoch kommt man dort als Spaziergänger Deutschland sehr nah - und kann dabei ganz wunderbar entspannen.
Ironie der Literaturgeschichte und Kunst der Philologie: In den fünfziger Jahren hat Ingeborg Bachmann für den Hörfunk das satirische Porträt einer Wiener Sippe entworfen. Nun liegt Die Radiofamilie in kommentierter Ausgabe vor.
Wie Transitreisende in einer Wartezone: Am Deutschen Theater Berlin wird Judith Herzbergs Trilogie Über Leben in der Regie von Stephan Kimmig zum grandiosen Generationen-Epos und zur Wiederentdeckung der Saison.
Eine Epochenwende wird besichtigt: Das Projekt Neunzehnhundert der Oper Frankfurt lässt das Fin de Siècle wiederaufleben. In einem szenischen Panoptikum entsteht Arthur Schnitzlers Wien zwischen Aufbruchs- und Endzeitstimmung.
Humor und Satire sind keine exakten Universalwissenschaften, sondern Kronzeugen der jeweiligen Leitkulturen. Worüber Dänen lachen können, finden Araber beleidigend und schlimmstenfalls todeswürdig. Wenn der Österreicher Paul Lendvai als Quintessenz seines jüngsten Buches über Ungarn den satirischen Aphorismus ...
Der Zentralfriedhof ist so etwas wie der Heldenplatz der Wiener Totenverehrung. Keine andere Stadt rechnet ihre Toten so fröhlich zu den Lebenden - hier darf alles vergehen, nur der Abschied nicht.
Die Odenwald-Schule wird nur per Fußnote erwähnt, aber Michael Hagners rechtshistorische Studie über einen misshandelnden Lehrer trifft genau den Nerv.
Fulminant begann ihrer Karriere auf dem Theater. Ihre brachial-schrillen Dramen voller Gewalt, Sex und Routine brachten ihr den Ruf einer Feministin ein. Seit einigen Jahren schreibt sie vor allem Prosa. Und wird in ihren aufregenden Texten der Verstümmelung immer radikaler.
Der ehemalige Ordinarius für Philologie Christian Wagenknecht war - abgesehen von einigen kritischen Äußerungen - auch nach der Pensionierung seiner Hochschule in Göttingen treu geblieben. Anders als umgekehrt: Die Universität sortierte ihn eines Tages kurzerhand aus - samt Büro und Computer.
Wenn in Wien Barrikaden - und seien es rhetorische - gebaut werden, muss es wirklich schlimm stehen. Es geht gegen Bologna, Gebühren und gegen zu viele Kommilitonen aus Deutschland: Eine volkskundliche Analyse.