Tatort „Falsch verpackt“ : Der Kommissar will Schnitzel ohne Soße
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Da ist was faul: Komissarin Fellner (Adele neuhauser) und Fleischgroßhändler Martin Brambach Bild: RBB/ORF
Gewitzte Dialoge stehen im Wiener Tatort „Falsch verpackt“ einer überschaubare Handlung gegenüber. In der Lebensmittelhölle schwinden immerhin die Kilos des Ermittlers Eisner.
So allmählich ist das nicht mehr appetitlich. Das weiß auch Moritz Eisner, wobei es gleich ist, ob die hundert Kilo, die er auf die Waage bringt, nun mit dem Hormonspiegel alternder Kommissare zu tun haben oder mit der Gedankenlosigkeit früherer Tage. Er packt das Rad aus, kurvt wie sportlich durch den Frühling. Er hebt die Hanteln, bekämpft trotzig den Bauch. Und kommt er in ein Wirtshaus, mit einer Kollegin, die noch unbekehrt ist und kein Essen wegwerfen würde, bestellt Eisner Schnitzel ohne Soße, Salat ohne Tomaten, Kartoffeln statt Kartoffelpüree, gutes Öl statt schlechtes Fett. Was man eben so macht, wenn man in der Lebensmittelhölle aufwacht.
Umso schicksalshafter ist es, dass der gesundheitsbewusste Kommissar Eisner sich in seinem neuen Fall ausgerechnet mit den Machenschaften eines Fleischhändlers zu befassen hat. Die Kühlung des Containers jedenfalls, der dem Händler gehörte, versagte noch vor der Verschiffung im Hafen, und als man den Container prüfte, schwemmten neben allerlei Hühnerfüßen drei halbgefrorene Leichen heraus. Das lässt auf unhaltbare Zustände in der Fabrik schließen. Und nicht besser als seinen Landsleuten geht es dem Chinesen, dessen Körper die Polizei aus den Restmülltonnen der Hinterhöfe ziehen. Überhaupt wird in diesem „Tatort“ gestorben, als müsse man das morbide Wiener Image noch weiter verstärken.
Blutfrierend bebildert
Eisner freilich, der in seinem Fitnesswahn ständig unterzuckert ist und in diesem Zustand noch grummeliger als ohnehin schon, geht es anders als dem Zuschauer. Ihn widert allein das alltägliche Gift auf den Tellern an, nicht die Grausamkeit der Morde. Als seine Tochter im Kühlschrank einen abgetrennten Kopf findet, sagt er nur: „Ja, ja, ich weiß, ist meiner.“ Und sie darauf: „Voll unhygienisch.“ Wodurch man sieht, wohin der Weg führt. „Foodwatch“ sollte sich auch dieser Sache einmal kritisch annehmen.
Die gewitzten Dialoge sind der einzige Pluspunkt dieses bluttriefend bebilderten, ansonsten aber konventionell wie eine amerikanische Vorabendserie aufgezogenen Sonntagskrimis. Spannung kommt nicht auf. Die Ekelfleisch-Thematik beginnt rasch zu nerven, die Handlung ist recht durchschaubar. Und zu allem Übel wabert über allem diese penetrante Jazzorgel, Coolness signalisierend - als hätten die wunderbaren Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser als dessen Kollegin Bibi Fellner dergleichen nötig. Am Ende sitzen Eisner und Fellner einfach auf einer Bank, um „Drei Chinesen auf dem Kontrabass“ zu singen, Variation inklusive. Mehr nicht? Da warten wir doch lieber auf den zweiten Teil der packenden ZDF-Reihe „Die Brücke“, am Sonntag, 25.03.2012 um 22 Uhr.