Vor Ahr-Flut nicht gewarnt : „Da wird’s schlimm in der Eifel“
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15. Juli 2021: Eine Luftaufnahme zeigt die Zerstörungen an der Ahr, nachdem eine Flutwelle auch das Dorf Insul im Landkreis Ahrweiler zerstört hat. Bild: dpa
Warum wurde vor dem Hochwasser an der Ahr am 14. Juli 2021 nicht gewarnt? Die Frage richtet sich nicht nur an Behörden, sondern auch an den SWR: Ein Meteorologe schlug vorab eine Warn-Sendung vor. Die wurde abgelehnt. Warum?
Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal hatte es scharfe Kritik an fehlenden Warnungen gegeben. Formuliert wurde diese auch im Südwestrundfunk. Wie nun bekannt wurde, hat der Sender selbst jedoch am Tag der Katastrophe, dem 14. Juli 2021, ein Angebot des TV-Meteorologen Karsten Schwanke abgelehnt, angesichts der sich abzeichnenden Gefahr von Hochwasser in der Eifel eine Sondersendung ins Programm zu nehmen.
Schwanke sagte am Freitag im Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags, er habe am Nachmittag des 14. Juli die Anfrage des Landesprogramms SWR Baden-Württemberg nach einer Sonder-Wettersendung abgelehnt mit Verweis auf eine gesunkene Gefahr für Hochwasser im Schwarzwald. Stattdessen habe er angesichts der Prognosen für Starkregen und Hochwasser in der Eifel beim SWR in Mainz, genauer bei der Redaktion „SWR Aktuell“, angerufen und eine Sondersendung für 19.36 Uhr angeboten.
„Das hätte ein anderes Gewicht gehabt“
Dies habe er noch nie zuvor getan, doch sei es zu diesem Zeitpunkt „definitiv“ abzusehen gewesen, dass es Starkregen und Hochwasser in Teilen der Eifel geben werde, sagte Schwanke. „Da wird’s schlimm in der Eifel“, habe er den Kollegen in Mainz gesagt, sagte Schwanke. Doch habe der SWR in Mainz das Angebot abgelehnt und auf den allgemeinen Wetterbeitrag verwiesen, der wie stets für kurz vor 20 Uhr und dem Beginn der „Tagesschau“ geplant war. Diesen Wetterbeitrag hatte Schwanke dann auch moderiert, allerdings bot das Format seiner Darstellung nach nicht die Möglichkeit für intensive Warnungen, schließlich sei es in diesem Beitrag auch darum gegangen, auf Wetteraussichten und Temperaturen einzugehen. „Bei einer Extraschalte zu einem früheren Zeitpunkt hätte ich nur über Hochwassermengen in der Eifel gesprochen“, sagte Schwanke am Freitag der F.A.Z., „das hätte ein anderes Gewicht gehabt“.
Der SWR teilte dazu auf Anfrage mit, die Aussagen von Schwanke habe man zu Kenntnis genommen: „Es ist bekannt, dass am Tag der Flutkatastrophe im Ahrtal nicht alle Abläufe reibungslos und zufriedenstellend funktioniert haben. Der SWR hat selbst ein Interesse daran, aus den Erfahrungen des Tages zu lernen und geht allen möglichen Schwachstellen nach.“
Schwanke sagte bei der Sitzung des Untersuchungsausschusses weiterhin, „wir wussten zwei Tage vorher, dass es eine Hochwasserlage im Ahrtal geben könnte“. Gegen 20, 21 Uhr am Abend des 14. Juli sei „genug Zeit gewesen, die Leute da rauszuholen“.
Bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli waren 134 Personen ums Leben gekommen und mehr als 700 verletzt worden, viele Menschen waren im Schlaf von den Fluten überrascht worden. Der Untersuchungsschuss im Landtag geht zurzeit der Frage nach, warum die Behörden nur unzureichend warnten.