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Berliner Zeitschriftenstreit : Überleben, ohne zu klagen

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Gerechtigkeit, Streitsucht, Friedfertigkeit: eine der allegorischen Frauenfiguren im Foyer des Berliner Landgerichts Bild: Jens Gyarmaty

Es ist ein haltloser Feldzug: Warum Frank Berberich, der Herausgeber und Chefredakteur von „Lettre International“, gegen die Zeitschrift „Sinn und Form“ polemisiert. Ein Gastbeitrag.

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          Ich habe der Vierteljahresschrift „Lettre International“ seit 1999 die Veröffentlichung einer Reihe von Texten zu verdanken, die auch für Monatsschriften wie „Merkur“ oder „Blätter für deutsche und internationale Politik“ infrage gekommen wären; in „Sinn und Form“, der Zweimonatsschrift der Akademie der Künste, der ich seit Jahrzehnten als Autor verbunden bin, wären sie fehl am Platz gewesen. Es waren Beiträge mit im weiteren Sinn politischer Komponente, ein Interview über „Großexperiment deutsche Einheit“, Betrachtungen über „Die Geographie ist das Schicksal“ und den fünfzigsten Jahrestag der DDR-Gründung, eine Untersuchung über die historisch unaufgearbeiteten Hintergründe des 17. Juni 1953 und anderes mehr; mit ihrer Ver­öffentlichung bekundete die Zeitschrift die politische Un­abhängigkeit und Weitsicht, die ihrem Programm von Anfang an einbeschrieben war.

          Gewiss, ein späterer Beitrag über Beethovens weithin unbekannte Europa-Kantate von 1814 hätte auch in „Sinn und Form“ stehen können, gleichwohl wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, dass diese beiden grundverschiedenen Periodika in einem Konkurrenzverhältnis zueinander stünden, der publizistische Riese „Lettre International“ mit seinem Großformat, das auch für lange und fußnotenreiche Texte Raum bot, mit der reichen graphischen Ausstattung, dem auch geographisch weit ausgreifenden Themenfeld und einer Auflage von inzwischen 18.000 Exem­plaren und den nach Ausstattung, Auflage und Thematik geradezu spartanischen „Beiträgen zur Literatur“ (so der Untertitel von „Sinn und Form“), die, eine Gründung der unmittelbaren Nachkriegszeit, ihre Gestalt seit 1949 nicht verändert haben und sich nach wie vor als eine auch dem Entlegenen zugewandte Literaturzeitschrift verstehen.

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