Gegen Kollektive!
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Das Logo der documenta 15 am „ruruHaus“ in Kassel Bild: dpa
Wer Ausstellungen zur Kollektivsache macht, zerstört den Schutzraum der Kunst und setzt sie politischer Einflussnahme aus. Das zeigt die Debatte um die kommende Documenta.
Kollektive haben Konjunktur. Der britische Turner Prize war einer der angesehensten Kunstpreise der Welt, bis man den Wettbewerb um die beste Kunst ohne Not – nur für den „Wir haben uns alle so lieb“-Konsens – aufkündigte. Vergangenes Jahr waren auf den ersten fünf Rängen ausschließlich Künstlergruppen, die sich den Gewinn zudem noch teilen, damit bloß niemand benachteiligt wird – am Grab des ausgesprochenen Individualisten und Namensgebers des Preises in St. Paul’s Cathedral hört man es seitdem vernehmlich rotieren.
Viele andere Kunstpreise halten es inzwischen ähnlich. Auch kaum eine Großausstellung meint heute mehr ohne einen Teebeutelvorrat an Kuratoren reüssieren zu können. Was dabei herauskommt, ist fast zwangsläufig ein heterogener Marktplatz der Beliebigkeit. Die größtmögliche Fallhöhe in Deutschland hatte bislang die mit mehreren Millionen Euro sündteure Weltkunstausstellung „Hello World!“ in Berlins Hamburger Bahnhof – mit einem Heer von elf Kuratoren. Kein roter Faden, keine klare Fragestellung, allerdings ein Kollektiv, das die ausgestellten Objekte kaleidoskophaft zusammenwürfelte, „wie sie noch nie jemand gesehen oder betrachtet hat“, so 2018 die stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen.
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