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„Kluger Kopf“ Lang Lang : Diese Partitur hat noch keiner zum Klingen gebracht

  • Aktualisiert am

Bild: A BigFish Production

Das neue Motiv der F.A.Z.-Kampagne lässt Lang Lang hinter einer Zeitung auf dem Notenpult des Flügels verschwinden. Der Pianist nutzt die Gelegenheit zur musikalischen Lesart des Blatts.

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          Alles, was man tun muss, ist, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt treffen: Der Barockkomponist und Orgelvirtuose Johann Sebastian Bach hatte leicht reden. Doch auch das Klavierspiel von Tastenlöwen unserer Tage kann gelegentlich so unbeschwert und frei von physischen oder technischen Grenzen sein, dass es wie Zauberei wirkt und wir geneigt sind, Vater Bach zu glauben. Wer den chinesischen Pianisten Lang Lang erlebt, ist beeindruckt von der Leichtigkeit und Unbekümmertheit seines Spiels – ob in Werken Beethovens, Haydns, Mozarts oder Schuberts wie auf seiner jüngsten Einspielung „The Vienna Album“ oder bei Musik von Liszt und Schumann, wie auf der im Januar veröffentlichten Aufnahme eines Konzerts aus der Carnegie Hall.

          Im Sommer konzertierte Lang Lang in Leeds. Bevor er dort die vier Scherzi Chopins aufführte, spielte er im August in der Town Hall aus einer Partitur, die vor ihm noch keiner zum Klingen gebracht hatte: aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Idee, bei Fotoaufnahmen für die legendäre Anzeigenserie „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ die Ausgabe vom 7. August 2015 zu interpretieren, das Blatt also nicht nur auf das Notenpult  zu legen und ab und zu umzublättern, sondern es regelrecht, Artikel für Artikel, auf musikalische Weise vorzulesen,  hat den 33 Jahre alten Künstler sofort begeistert: „Musik ist von sich aus wie eine gute Zeitung,“ sagt Lang Lang, „Musik und Sprache haben viel gemeinsam.“

          Konzentrierte Lektüre mit Folgen: Starpianist Lang Lang hinter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
          Konzentrierte Lektüre mit Folgen: Starpianist Lang Lang hinter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung : Bild: S&F/Kai-Uwe Gundlach

          Zum Bericht über den Aufschwung der deutschen Industrie kredenzt Lang Lang Liszts Fassung der Champagnerarie aus Mozarts Oper „Don Giovanni“, zur kuriosen Geschichte eines Millionen Jahre alten Dinosaurierskeletts, das in einer Wohnung in China beschlagnahmt worden ist, fällt ihm geheimnisvoll-archaischer Debussy ein, einen Artikel über die Ansbacher Bachwoche illuminiert er selbstverständlich  mit den Goldbergvariationen. Von den Auswirkungen äthiopischer Wirtschaftsreformen über einen brasilianischen Neuzugang des FC Bayern bis hin zu Wetterbericht und Aktienkurs: Lang Langs Antwort auf neun Artikel des Tages ist – Musik, von Tschaikowski bis Theodorakis. „Ich muss mich nicht zwingen, darüber nachzudenken“, sagte er am Rande der Aufnahmen, „die Information war schon in meinen Händen.“

          Inspirierende Lektüre: Lang Lang spielt die F.A.Z.
          Inspirierende Lektüre: Lang Lang spielt die F.A.Z. : Bild: S&F/Matthias Spaetgens

          Immer wieder waren klassische Musiker die „Klugen Köpfe“ der berühmten Kampagne: Im April 1996 hatte der Dirigent Kurt Masur den Anfang gemacht, der Geiger Yehudi Menuhin folgte im Februar 1997, und im Dezember 2004 verschwand mit den Berliner Philharmonikern gleich ein ganzes Orchester hinter der aufgeschlagenen Zeitung. Dass auch Musiker gerne die F.A.Z. lesen, ist nicht neu. Dass sie durch expressives Musizieren auf diese Lektüre reagieren, das ist in der zwanzigjährigen Geschichte dieser Anzeigenserie einzigartig. Aber auch im Schaffen des Starpianisten Lang Lang, der seit mehr als 25 Jahren die Musikliebhaber in aller Welt mit seiner Fähigkeit begeistert, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, hat es das noch nie gegeben.

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