Sotheby’s geht mit Ebay : Adieu Noblesse, willkommen Massenpublikum
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Exklusivität war früher: Sotheby’s Ansprüche ändern sich dramatisch Bild: REUTERS
Der Anfang vom Ende einer Ära: Ebay wird Partner des Auktionshauses Sotheby’s. Krasser könnte ein Imagewechsel kaum ausfallen. Der exklusive Charakter des Hauses könnte damit Geschichte sein.
Damit war dann doch nicht zu rechnen: mit einer Ankündigung, auf der oben links in rot-blau-gelb-grünen Lettern Ebay steht und rechts in dezentem Schwarz der Schriftzug Sotheby’s. Dass sich die beiden Unternehmen zusammentun, um „Kunst und Sammlerstücke von Weltklasse einer globalen Gemeinde“ nahezubringen, heißt die Botschaft. Jawohl, hier geht es allerdings um Kultur. Und das ist ein Schritt, der schon als historischer Einschnitt durchgehen kann: Das Auktionshaus Sotheby’s, 1744 in London gegründet, geht eine Kooperation ein mit Ebay, 1995 im kalifornischen San Jose gegründet, der Welt größtem Internet-Marktplatz.
Tatsächlich gibt es längst und rasch ansteigend Online-Auktionen bei Sotheby’s, wie auch bei der Konkurrenz Christie’s. Doch Sotheby’s gibt diesem Geschäftszweig eine ganz neue Qualität, indem die Firma nun den Zugriff auf eine breiteste Klientel erhofft, die bisher kaum in einem der Auktionssäle in London, New York, Paris oder Hongkong auftauchte, dafür aber bestens ans Einkaufen im Netz gewöhnt ist – ohne Inspektion des Gegenstands.
Masse vor Klasse
Noch bis vor kurzer Zeit hat Sotheby’s vor allem auf sehr gehobene Ansprüche gesetzt. Das ändert sich dramatisch schnell, seit der Hedgefonds-Verwalter und Milliardär Daniel S.Loeb in der Aktiengesellschaft seinen Einfluss ausweitet; inzwischen hat er angeblich fünfzehn Prozent der Anteile, gemeinsam mit zwei Intimi sitzt er im Vorstand. Schon der jähe Abtritt des distinguierten Sotheby’s-Stars Tobias Meyer Ende vergangenen Jahres zeigte in die neue Richtung, zu teuer, zu aufwendig, zu exklusiv.
Sotheby’s ist ein amerikanisches börsennotiertes Unternehmen, der Erzrivale Christie’s Eigentum des französischen Luxusgüter-Unternehmers François Pinault. Mit dem Ebay-Coup versucht Sotheby’s, zuletzt ins kommerzielle Hintertreffen geraten, den Internetaktivitäten von Christie’s entgegenzutreten, das dort bereits vorne liegt und noch deutlich zulegen wird.
Bei Ebay sind 145 Millionen Nutzer weltweit aktiv. Wenn das kein Reservoir ist für eine Firma, deren bisheriger Kundenkreis einen Bruchteil davon ausmacht. Im selben Zug wird eine Hauspolitik verabschiedet, die gerade das oberste Marktsegment bedienen wollte. Dieser Imagefaktor, der mit dem Selbstgefühl der Kundschaft korrespondierte, wird vom genauen Gegenteil abgelöst, zugespitzt von Masse vor Klasse. Es mag sein, dass dies im Interesse des berühmt-berüchtigten shareholder value liegt. Aber ein ehrwürdiger Nimbus schwindet.