Widerspruch ist zwecklos
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Verbreitet gern ein bisschen Angst: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz. Bild: Reuters
Der österreichische Bundeskanzler braucht den Ausnahmezustand, denn er regiert durch Angst. Und sein Volk liebt ihn dafür. Ein Gastbeitrag.
In Österreich macht ein Gesprächsprotokoll von sich reden, das einen interessanten Einblick in das Weltbild von Sebastian Kurz gewährt. Im Rahmen einer Corona-Krisensitzung Mitte März soll der Bundeskanzler bedauert haben, dass er noch keine wirkliche Sorge in der Bevölkerung spüre. Woraufhin er angeregt habe, dass man den Menschen mit drastischer Rhetorik Angst einjagen solle. Zum Beispiel, dass Eltern und Großeltern stürben. Oder dass bald jeder zumindest einen kenne, der an Corona gestorben sei. Für seine apokalyptische Rhetorik ist Kurz international bekannt. Der in Worte gekleidete Ausnahmezustand ist zentraler Bestandteil seines Erfolges. Das galt schon für die Flüchtlingskrise. Und gilt noch mehr für den „Kampf“ gegen Corona, der vor allem mit Kriegsrhetorik geführt wird.
Während man in Schweden an die Vernunft appelliert, geht man hierzulande den Weg der Angst. Warum ist das so? Ist der Österreicher tatsächlich mehr angst- als vernunftbegabt? Wenn man in Österreich jemanden fragt, was Vernunft eigentlich ist, meint er dann: eine Art von Hörigkeit, im Sinne von: „Wir müssen jetzt alle vernünftig sein“ (gleichbedeutend mit dem ÖVP-Credo „Hände falten Goschen halten“), oder meint er damit die auf Aufklärung beruhende kritische Eigenverantwortung. Es gilt zu befürchten Ersteres.
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