San Sebastían : Erstmals gewinnt deutscher Film „Goldene Muschel“
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Der Regisseur von „Schußangst”, Tsintsadze Bild: dpa/dpaweb
Die „Goldene Muschel“ beim Filmfestival in San Sebastían geht an den deutschen Beitrag „Schußangst“. Kritiker hatten den Film von Dito Tsintsadze als belanglos verrissen.
Als erster deutscher Film in der 51jährigen Geschichte des Internationalen Filmfestivals von San Sebastián in Nordspanien ist am Samstag das Drama „Schußangst“ als bester Beitrag mit der „Goldenen Muschel“ ausgezeichnet worden. Der Film des aus Georgien stammenden Regisseurs Dito Tsintsadze basiert auf dem gleichnamigen Roman von Dirk Kurbjuweit. Darin geht es um den Kriegsdienstverweigerer Lukas, dessen Leben während seines Zivildienstes in Hamburg völlig aus den Fugen gerät, als er sich in die verführerische Isabella verliebt und zum Gewalttäter wird. Hauptdarsteller sind Fabian Hinrichs und Lavinia Wilson.
Die Entscheidung der Jury wurde von der Fachpresse mit Pfiffen und Buh-Rufen quittiert. Kritiker hatten den deutschen Streifen als belanglos verrissen. „Es geht um Einsamkeit und unerfüllte Liebe, sie sind die Eltern der Gewalt“, sagte der Tsintsadze. Der Film sei ein „poetischer Thriller“ und erzähle die Geschichte einer Verwandlung. Der aus Tiflis stammende Regisseur hatte bereits 2000 bei den Filmfestspielen in Cannes mit der skurrilen Komödie „Lost Killers“ um ein Grüppchen kleiner Ganoven in Mannheim für Aufmerksamkeit gesorgt.
Es ist bereits der zweite große Erfolg des deutschen Kinos bei internationalen Festivals in nur drei Wochen: In Venedig war Katja Riemann für ihre Rolle in Margarethe von Trottas Film „Rosenstraße“ als beste Darstellerin ausgezeichnet worden. In San Sebastián erhielt zudem die schweizerisch-deutsche Ko-Produktion „Wenn der Richtige kommt“ von Stefan Hillebrand und Oliver Paulus eine lobende Erwähnung.
„Silberne Muschel“ an „Memories of Murder“
Die „Silberne Muschel“ für die beste Regie ging an den Koreaner Bong Joon-Ho für „Memories of Murder“. Als beste Darsteller wurden Luis Tosar und Laia Marull für ihre Rollen in dem spanischen Sozialdrama „Te doy mis ojos“ (Ich gebe Dir meine Augen) von Icíar Bollaín, das als großer Favorit galt, ausgezeichnet. Darin geht es um eine von ihrem Mann misshandelte Ehefrau.
Der Sonderpreis der Jury ging an den amerikanischen Streifen „The Station Agent“ von Tom McCarthy, der von der Einsamkeit von Menschen erzählt, die von der Gesellschaft ausgestoßen werden. Es war der einzige amerikanische Beitrag im Wettbewerb. Für das beste Drehbuch wurde der dänische Beitrag „Inheritance“ von Per Fly geehrt.
Ehrungen für Huppert, Penn und Duvall
Bei dem Festival in der nordspanischen Küstenstadt wurden zudem die französische Schauspielerin Isabelle Huppert und ihre amerikanischen Kollegen Sean Penn und Robert Duvall für ihre herausragenden Karrieren mit dem Donostia-Preis ausgezeichnet. Als Jury-Präsident war eigentlich der amerikanische Schauspieler und Drehbuchautor Chazz Palminteri vorgesehen gewesen. Der 51jährige hatte jedoch kurzfristig abgesagt, so daß der Vorsitz unbesetzt blieb.
Das Festival von San Sebastián ist das größte in Spanien und zählt neben den Festspielen von Cannes, Venedig und Berlin zu den wichtigsten Kinoereignissen des Jahres in Europa.