„Publik-Forum“ wird 50 : Das zweite Leben einer christlichen Zeitschrift
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Von Lesern für Leser: 50 Jahre Publik-Forum Bild: Publik-Forum Verlag
Gerettet durch die Leserinnen und Leser: Das christliche Magazin „Publik-Forum“ erschien vor 50 Jahren zum ersten Mal. Es versteht sich als ökumenische Plattform und weiß seine Abonnenten auf phänomenale Weise zu binden. Ein Gastbeitrag.
Ein großer Wurf sollte es werden. Der Werbeflyer versprach „eine Wochenzeitung neuen Stils, eine informative Wochenzeitung, die Profil nicht mit Tendenz verwechselt“. „Publik“, so der Name des Blattes, wollte sich absetzen von der konventionellen katholischen Publizistik. Im Hintergrund die Aufbruchssignale des Zweiten Vatikanischen Konzils: Die Medien werden nicht mehr vorwiegend als Sprachrohre der Hierarchie und als Instrumente der Verkündigung gesehen – Leitformeln wie „Dialog“ und „Forum“ deuten ein geändertes Kommunikationsverständnis an.
Die neue Wochenzeitung, zuerst erschienen am 27. September 1968, unterschied sich von den üblichen konfessionellen Presseprodukten: großes Format, modernes Design, journalistisch anspruchsvoll, inhaltlich anregend, zum Nachdenken und Widerspruch reizend. So positiv das Echo gerade bei Intellektuellen auch war – es fanden sich zu wenig Abonnenten und Käufer, um die Redaktion und die aufwendige Produktionsweise zu finanzieren. Nach der üppigen Anschubfinanzierung wollte die Mehrheit der Bischöfe das Blatt nicht weiter subventionieren, zumal vielen von ihnen der progressive Grundtenor gegen den Strich ging. So fand das ambitionierte Projekt schon nach drei Jahren ein Ende. Chefredakteur Alois Schardt konstatierte am 19. November 1971 in seinem letzten Leitartikel: „Publik“ sei „am katholischen Milieu“ gestorben.
„Das Milieu verändern“, so lautete deshalb die Forderung des Theologen Karl Rahner im Nachfolgeblatt „Publik-Forum“. Die Titelgrafik der ersten Ausgabe vom 28. Januar 1972 zeigt einen abgeschlagenen Baumstumpf, aus dem eine zarte Blume herauswächst. So enttäuschend die ökonomische Bilanz der liquidierten Wochenzeitung war – das Blatt hatte großes Vertrauenskapital angesammelt: In vielen deutschen Städten bildeten sich Freundeskreise. Lesergruppen protestierten gegen die Einstellung. Einen Appell zur Fortführung unterzeichneten 16 000 Sympathisanten, darunter Politiker, Publizisten und Wissenschaftler jedweden Geschlechts.
Bereits das dritte Heft hat 6000 Abonnenten
Im ersten Heft des Nachfolgeprojekts, herausgegeben von der „Leserinitiative Publik“, geht es hauptsächlich um die Wiederbelebung des alten Mediums in neuer Form. Im Rückblick zeigt sich: Das Ziel, „Publik“ im gewohnten Umfang herauszubringen, wurde zwar nicht erreicht, aber das sogenannte „Midi-Projekt“ konnte mit viel Einsatz und Energie realisiert werden. Bereits das dritte Heft hat 6000 Abonnenten. Damit war das Erscheinen im Zwei-Wochen-Rhythmus gesichert, der Umfang des Heftes nahm kontinuierlich zu.
Die redaktionelle Arbeit leistete Harald Pawlowski aus der alten „Publik“-Redaktion fünf Jahre lang im Alleingang. In seinen Lebenserinnerungen hat der heute 91-Jährige die Arbeit in der Ein-Mann-Redaktion anschaulich beschrieben („ein Abenteuer der Selbstausbeutung“). Wie im Vorläuferblatt sollte „ein dialogisch angelegter Reformkurs in Gesellschaft und Kirche“ unterstützt werden. Als publizistischen Auftrag formulierte die Leserinitiative: „Einen freien Meinungsaustausch über Gesellschaft, Kirche, Kultur, Politik und Theologie zu fördern und insbesondere benachteiligten Gruppen eine Möglichkeit zu bieten, sich Gehör zu verschaffen.“