Zum Tode von Gerry Marsden : „You’ll Never Walk Alone“
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Gerry Marsden singt „You'll Never Walk Alone“ bei einem Fußballspiel der Premier League 2010. Bild: Reuters
Mit „You’ll Never Walk Alone“ gelang es Gerry Marsden, Popmusik mit Fußball zu verbinden – und schrieb Musikgeschichte. Nun ist der britische Sänger im Alter von 78 Jahren gestorben.
Anders als die Fußballspieler, die sich bei der Ausübung ihres Berufs von seiner Musik beschallen ließen, durfte Gerry Marsden für sich und die Seinen keinen Platz für Trikotwerbung reservieren lassen. Der amerikanische Süßwarenhersteller Mars Inc. musste erst seine anwaltlichen Krallen ausfahren, damit die vier Liverpooler Musiker den Namen ihrer 1959 gegründeten Band änderten und aus Gerry Marsden & The Mars Bars jene Gerry & The Pacemakers wurden, die ihren Weg durch die Hitparaden und Fußballstadien ohne finanzielle Unterstützung durch den Konzern gingen. Ob es mit „Gerry & The Snickers“ besser gelaufen wäre? Man weiß es nicht.

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Doch auch wenn das große Geld ausblieb, die Gruppe war, bis die Rolling Stones aus der Deckung kamen, die stärkste britische Konkurrenz der Beatles, mit denen sie sich den Manager (Brian Epstein) und den Produzenten (George Martin) teilten. Sie brachte das erst wieder von Frankie Goes to Hollywood wiederholte Kunststück fertig, ihre ersten drei Singles jeweils ganz oben zu plazieren und wurde damit der Inbegriff für den Mersey-Beat, der in „Ferry Cross The Mersey“ gleichsam zu sich selbst kam, einem makellosen Popstück, das Gerry Marsden für den gleichnamigen Film geschrieben hatte und das mit seiner verhangenen Easy-Listening-Melancholie eine nicht weniger heftige Liebeserklärung an die Heimatstadt war als manche der Beatles, wogegen sie sich mit dem Rumpelbeat „How Do You Do It“ von ihrer fröhlicheren Seite zeigte.
Ein globaler, angenehm unmilitanter Stadionschlachtruf
Marsden, der die landestypisch obligatorische Skiffle-Ochsentour hinter sich hatte, kam dann auf die Idee, den Broadway-Hit „You’ll Never Walk Alone“ von Hammerstein/Rodgers aufzunehmen, der in dieser Fassung alsbald im heimischen Stadion angestimmt wurde, wobei man vielleicht erwähnen sollte, dass der Liedtext mit Fußball im Grunde nichts zu tun hat, aber wohl auch deswegen für tauglich befunden wurde, weil man in diesem Mannschaftssport ja tatsächlich nie allein antritt.
So wurden Gerry & The Pacemakers eines der ersten und markantesten Verbindungsglieder zwischen Popmusik und Fußball, Jahre bevor britische Superstars wie Rod Stewart und Elton John diese Liaison erheblich ostentativer festigten. Die Gruppe löste sich 1967 auf, die Musiker sahen mit ihren kurzen Haaren und der ordentlichen Kleidung vor der Zeit alt aus. Gerry Marsden machte allein weiter und stimmte, oft für einen guten Zweck, immer mal wieder „You’ll Never Walk Alone“ an, aus dem längst ein globaler, angenehm unmilitanter Stadionschlachtruf geworden war. Nun ist Gerard „Gerry“ Marsden, der 56 Jahre lang mit George Harrisons ehemaliger Freundin verheiratet war, im Alter von 78 auf der anderen Mersey-Seite gestorben.