Wo ich am meisten fühl am wenigsten zu sagen
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Matze Rohde (Gesang, Gitarre) und Julian Zschäbitz (Schlagzeug) Bild: Julia Zimmermann
Wenn die deutsche Popmusik zu laut schweigt und man sich fragt, was die eigene Generation im nächsten Frühjahr wohl ermutigen könnte: Begegnung mit der Berliner Band Von Wegen Lisbeth.
Eigentlich sollte es ein Treffen geben in der Hasenheide, wo die Berliner im Sommer tanzten – heimlich, wie sie glaubten. Dann aber hatte wieder irgendjemand Symptome. Deshalb sitzen Matthias Rohde und Julian Zschäbitz, Gesandte der Berliner Band Von Wegen Lisbeth, in Fleecepullovern in Rohdes Wohnung nicht weit von der Heide doch wieder vor einem Bildschirm. Auf der anderen Seite hat man Rohde gerade noch singen und Zschäbitz trommeln gehört, „Wer Demontage sucht, kommt sowieso zu mir“, dann eine Anekdote über ein Paket, das ein Nachbar seit Tagen nicht abgeholt hat, was der sich eigentlich einbilde, ein kläglicher Versuch, sich den Pflichten des Alltags zu verwehren: „Ich glaub, der ist genau wie ich.“ Ist schon ein Jahr alt, fügt sich aber ganz geschmeidig in diese Zeit.

Redakteurin im Feuilleton.
Von Wegen Lisbeth waren fünf Schulfreunde, als sie die Band 2006 in Berlin gründeten unter anderem Namen. 2014 gingen sie mit AnnenMayKantereit auf Tour, 2016 erschien das Debütalbum „Grande“, das sie bekannt genug für die Playlists kleinerer Clubs im Bundesgebiet machte. Es lag an den Texten, am überraschenden und anspruchsvollen Instrumentarium und daran, dass sie sich an ein tanzendes Publikum richteten, das so ist wie sie: jung, großstädtisch, aufgeklärt und in der Lage, Sätze wie „Gönnt euch, Habibis“ auszusprechen, ohne dabei peinlich berührt zu sein. Aus Alltagsbanalitäten, Frechheit, Melancholie, Sprachwitz und politischer Provokation formten sie ihre Popinterpretation und begannen alles fortwährend zu ironisieren: „Linkin Park, Timmy Bendzko, Robin Schulz, Revolverheld – Alles Kunst, wenn du tanzt“.
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