Wie amerikanische Behörden Rapper bekämpfen
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New Yorker Tatort: Die Polizei sichert im Februar dieses Jahres Spuren nach den Schüssen auf den Rapper TDott Woo, der seinen Verletzungen erlag. Bild: Picture Alliance
Amerikanische Behörden gehen gegen „Drill“-Rapper vor, indem sie deren Texte als Beweise für Straftaten behandeln. Das ist ein fatales Missverständnis.
Mitte April verkündete die New Yorker Bezirksstaatsanwaltschaft der Bronx den Erfolg der „Operation Drilly“: Nach Auswertung mehrerer Musikvideos habe man 20 junge Männer, vier noch minderjährig, festgenommen, die der G-Side/Drilly-Gang angehörten, einer Rap-Crew, die in Songs mit der Ermordung ihrer Gegner prahle. Wie ein „Wolfsrudel“ habe die Gang ihre Umgebung terrorisiert, sagte der Leiter für die Bekämpfung von Waffengewalt im New York Police Department, Jason Savino: „In ihren Youtube-Videos fordern sie feindliche Gangmitglieder heraus, machen sich über sie lustig“, sagte Savino auf der Pressekonferenz, während er auf eine Schautafel mit den Porträts der Verdächtigen zeigte. „Sofort danach beobachten wir einen leichten Anstieg der Gewalt.“
Dass Rapmusik Gewalt verbreite, ist eine Behauptung so alt wie die Hip-Hop-Kultur selbst, die vor knapp fünfzig Jahren in der Bronx aufkam und aus der Rap als prägendstes Element hervorging. In den letzten Monaten ist in den Vereinigten Staaten diese Moraldebatte wieder aufgeflammt, mit einer Hitzigkeit, die an die Kontroverse um Gangsta-Rap in den Neunzigerjahren erinnert. Bei bekannter Rollenverteilung – die anständige Gesellschaft, vertreten durch Politik, Polizei und Eltern, gegen Unruheherde wie Rapper und ihre Teenager-Fans – dient eine aktualisierte Variante von Gangsta-Rap als neues altes Feindbild: Drill.
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