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Ice-T im Interview : „Hass ist ein wahres Gefühl“

  • -Aktualisiert am

Ice-T: Rapper, Schauspieler und Sänger von Body Count Bild: Ullstein

Die amerikanische Hip-Hop-Ikone Ice-T und seine Band Body Count machen weiter Krach: „Carnivore“ heißt ihr neues Album. Ein Gespräch über Veganismus, Meinungsfreiheit – und die Kunst des Rap und der schlechten Laune.

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          Gewalt, Grausamkeit, Gangster, Drogen, Hass, Rassismus: Das neue Album Ihrer Metal-Band Body Count ist noch wütender als das davor. Wie kommt es, dass Sie im Alter nicht milder werden?

          Es ist wohl so, dass ich heute, da es mir viel besser geht als früher, noch deutlicher sehen kann, wie schlimm das Leben für andere Menschen ist. Die Perspektive verändert sich. Und da mir alle Menschen am Herzen liegen, fällt es mir nicht schwer, bei meinen Themen zu bleiben.

          Sie sind ein Pionier des Gangster Rap, haben den Rap-Metal miterfunden und mit Metal-Größen wie Slayer zusammengearbeitet. Auf „Carnivore“ zollen Sie jetzt Motörhead Tribut, mit einer Coverversion von „Ace of Spades“. Warum?

          Als wir in den Rock einstiegen, haben wir uns alle harten Bands reingezogen. Wenn Sie sich „There goes the neighborhood“ anhören, finden Sie da schwere Riffs wie bei Black Sabbath. Wenn wir in anderen Songs mit hundert Meilen pro Stunde rasen und dann plötzlich eine Vollbremsung hinlegen, dann ist das Slayer. Und wenn Sie sich „Copkiller“ anhören, dann hören Sie Motörhead. Würden wir diesen Bands nicht huldigen, wären wir schlimmer als Diebe.

          „Die Liebe ist falsch, aber der Hass real“, singen Sie im Song „The Hate Is Real“. Haben Sie gar kein Vertrauen in die Liebe?

          Diese Zeile stammt vom Rapper Jim Jones. Ich habe sie gehört und dachte mir: Yo, das ist die Wahrheit! (lacht) Manche Leute sagen dir unablässig: „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich“. Aber wenn es drauf ankommt, sind sie nicht für dich da. Es gibt natürlich ein paar Menschen, die dich wirklich lieben. Aber alle anderen – wenn sie sagen, dass sie dich „lieben“, ist das nur eine Redewendung. Wenn Sie diese Leute anrufen und ihnen sagen, dass Sie am Boden sind, werden sie antworten: Ruf’ mich wieder an, wenn du aufgestanden bist.

          Und Hass ist da realitätstauglicher?

          Wenn sie dich hassen, dann wirklich. Sie hassen dich wirklich, sie wünschen dir Böses. Wenn sie in der Presse lesen, dass du ein Problem hast, dann sind sie glücklich. Hass, Sie wissen schon, Rassismus, Klassismus, all so was – das ist echt. Diese Typen wollen dich tot sehen. Hass ist ein wahres Gefühl. Liebe, wenn sie ehrlich ist, ist auch wahr, aber ich glaube, dass man das Wort zu leichtfertig in den Mund nimmt. Hass ist eine solidere Sache. In „The Hate Is Real“ geht es aber auch darum, wie viel Hass wir derzeit erleben, besonders in den Vereinigten Staaten seit Trump, da haben wir ein echtes Problem.

          Sie haben in der Vergangenheit gegen Zensur gekämpft. Wie erleben Sie die Debatten über politische Korrektheit?

          Ich glaube, man kann niemanden mehr zensieren. Ich habe mal eine Platte gemacht, die hieß „The Iceberg/Freedom of Speech... Just Watch What You Say!“ Man muss sich heute bewusst sein, dass man für alles, was man sagt, angegriffen werden kann. Und das kann weite Kreise ziehen. Seien Sie also darauf vorbereitet. Wundern Sie sich nicht, dass die Leute hinter Ihnen her sind. Neuerdings redet man vom „Shaming“. Bislang wusste ich nicht einmal, was Schamgefühl ist (lacht). Wenn Sie jemanden kritisieren, wenn Sie sich über jemanden auslassen, dann „beschämen“ Sie ihn also? Und ich dachte, wir hätten einfach eine Meinungsverschiedenheit! (lacht) Aber wir leben heute nun mal in einer anderen Kultur, die Welt ändert sich, die Menschen ändern sich, und wir können nichts gegen die Gesellschaft tun, in der wir leben. Sie verändert sich ständig. Und hoffentlich können wir uns an die Veränderungen anpassen.

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