Nachruf auf Adam Yauch : Sachen machen!
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Adam Yauch auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2009 Bild: dapd
Wie viele haben sich nicht gewünscht, so zu sein wie er: Zum Tod von Adam Yauch, dem Bassisten der Beastie Boys.
Man konnte sich aussuchen, wer von den drei Beastie Boys man am liebsten sein wollte, wie bei den BMX-Jungs aus „E.T.“, die bis dahin die coolsten Kids vom Block gewesen waren, die Räder, die Brillen, die Kopfhörer, oder meinetwegen, das interessierte nur damals keinen, bei den Beatles, aber falsches Land und falsches Jahrzehnt: es war 1987 und noch ein Jahr, bis Run DMC im ersten Teil von „Stirb Langsam“ über „Christmas in Hollis“ rappen würden, was ja nur der nächste Beweis war, wie genau richtig und lustig Hip-Hop für alles war, was genau und richtig und lustig war: Partys, Filme, Sachen in die Luft sprengen.
Und heute, 25 Jahre später, der Cassettenrecorder von damals, auf dem wir wieder und wieder „License to Ill“ von den Beastie Boys gehört haben, steht hier immer noch, 25 Jahre später ist ziemlich klar, dass diese Jahre bestimmt zu den besten zählen, die der Hip-Hop je hatte, und wahrscheinlich nicht nur der.
Karriere ohne Hindernisse
Wie konnte man nicht die Beastie Boys lieben? Man verfiel ihnen und ihrem Humor so, wie die drei selbst, Punkrocker am Anfang der achtziger Jahre, dem Hip-Hop verfallen waren: weil diese Musik einem ein Cooluniversum eröffnete, das so viel größer als Gitarre, Bass und Schlagzeug war, nämlich theoretisch unendlich. Zitate, Referenzen, alte Platten, Lebensstilkunde, die richtigen Turnschuhe: Hip-Hop kam zwar aus den desolaten Vierteln amerikanischer Großstädte, es war schwarzer Selbstermächtigungssound, aber eben auch Nerdmusik, jedenfalls in der Auslegung der Beastie Boys. Wenn man nicht genau weiß, nach was man sucht, dann findet man das richtige Sample nicht und auch nicht die Tür in eine andere Welt, die es aufstößt.
Die Beastie Boys haben andererseits aber auch nie vergessen, aus welcher Welt diese Musik kam, und wie viel leichter es für sie gewesen ist, Karriere zu machen. LL Cool J hat sich damals, als die Beastie Boys noch mit einem aufblasbaren Penis und anderen Quatsch auftraten, um „Fight For Your Right to Party“ zu rappen, beschwert, dass diese weißen Spinner mit Sachen davonkämen, die man ihm, einem Schwarzen aus Queens, nie durchgehen lassen würde. Die Beastie Boys wussten, dass das stimmte. Auch das war, es geht hier schließlich um HipHop, eine Frage des Respekts.
Eine zweite Karriere
Acht Platten haben die Beastie Boys seit Mitte der Achtziger gemacht, keine war wie die davor, die eine elektronischer, die andere mit dem linken Bein im Jazz, die nächste mit dem rechten Bein im Funk, die letzte, „Hot Sauce Committee Part 2“, ist vor ziemlich exakt einem Jahr erschienen, nach einiger Verzögerung, weil MCA irgendwann 2009 einen Knoten an seinem Hals ertastet hatte, wie er in einem Video selbst erzählte, und sich herausstellte, dass es Krebs war.
Als die Platte dann 2011 erschien, sagte Yauch, dass er die Sache überstanden habe, was eine Wahnsinnserleichterung war, und mit genau dieser Erleichterung hörte man dann auch das erste Stück des neuen Albums, „Make some noise“, wo die drei „We gotta party for our motherfuckin‘ right to fight“ im Refrain rappten, was einerseits ein lustig verdrehtes Selbstzitat aus den Anfangstagen war, und andererseits eben auch eine Kampfansage, Überlebensansage.
Yauch war irgendwann Buddhist geworden, er organisierte Benefizkonzerte für Tibet, er hat in den letzten Jahren aber vor allem die visuelle Regie bei den Beastie Boys übernommen, die Videos seiner Band gedreht, eine Filmproduktionsfirma gegründet. Und jetzt könnte man sagen, so was geht doch bestimmt auch, wenn man Gitarrist in einer britischen Heulsusenband ist - aber Yauchs zweite Karriere entwickelte sich eben aus einer ersten heraus, in der Eklektizität, um es mal akademisch zu sagen, alles entscheidend war.