Zum Tod von Barrett Strong : Er hatte etwas, das jeder braucht
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Barrett Strong um 1970 Bild: Getty Images
Man wünschte, es regnete und Vater wäre ein Rolling Stone: Barrett Strong, legendärer Songschreiber des Motown-Soul, ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Die Ersten werden nicht immer die Letzten sein, manchmal werden sie auch Zweite. Barrett Strong war der Erste, der beim gerade gegründeten Motown-Label und -Konzern einen veritablen Hit hatte; aber danach agierte er mehr so aus der zweiten Reihe. Wenn es stimmt, was man sich erzählt, dann verhielt es sich so: Es war ein heißer Augusttag 1959 in Detroit, Michigan. Der Achtzehnjährige lungerte im nagelneuen Studio am 2648 West Grand Boulevard herum, Motown-Boss Berry Gordy (der mit 93 noch lebt) klimperte auf dem Klavier und rief irgendwann in die Runde: „Fällt euch nichts ein? Denkt an etwas, das jeder braucht!“ Und einer rief nicht etwa „Liebe“, sondern: „Geld!“
Alles, was ich brauche, ist Geld
Barrett Strong, der ein guter Pianist und ein passabler Sänger war, griff sich den Song, den Gordy in Windeseile mit der Songwriterin Janie Bradford geschrieben hatte, fertig war „Money (That’s What I Want)“, der erste Motown-Knüller, Platz 2 in den Rhythm & Blues-Charts. Das Singen stellte Strong bald ein, um seine eigentliche Bestimmung zu finden: Gemeinsam mit Norman Whitfield löste er das Songschreiber-Trio ab, das bei Motown bis dahin (1967) alles in Grund und Boden geschrieben hatte: Holland-Dozier-Holland.
In vortrefflicher Symbiose erweiterte er mit dem Genie Whitfield, der sich hauptsächlich um die Musik kümmerte, die lyrischen und instrumentellen Ausdrucksmöglichkeiten des klassischen Soul-Songs erheblich, bis hin zu sinfonischen Formaten von zehn oder fünfzehn Minuten. Das Vehikel, das einen Großteil dieses erlesenen, psychedelisch bestinformierten Katalogs interpretierte, waren, bis 1972, als Strong zu Capitol Records ging, wo er auch selbst wieder Platten einsang, vor allem die Temptations, ein wenig auch, als einzige weiße Gruppe bei der Firma, Rare Earth.
Es genügt wohl, ein paar Titel zu nennen: „Papa Was a Rollin‘ Stone“, „Cloud Nine“, „I Wish It Would Rain“, dazu natürlich „I Heard It Through the Grapevine“ und „Too Busy Thinking About My Baby“, die beide jeweils in der Marvin-Gaye-Fassung um die Welt gingen, dazu der seinerseits geradezu militante Antikriegssong „War“.
Barrett Strong stammte aus Mississippi und wird froh gewesen sein, dass es ihn nach Detroit verschlagen hat: schlechteres, nämlich im Winter eiskaltes Wetter, aber vergleichsweise gutes Klima (für Schwarze). Nun ist er im Alter von fast 82 Jahren gestorben. Der klassische Soul, ja, überhaupt die Popmusik verliert eine enorm prägende Figur.