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: Viel mehr als erwartet

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Dokumente zur Deutschlandpolitik. Herausgegeben vom Bundesministerium des Innern und vom Bundesarchiv. Wissenschaftliche Leitung: Klaus Hildebrand und Hans-Peter Schwarz. I. Reihe/Band 5: Europäische Beratende Kommission, 15. Dezember 1943 bis 31. August 1945. 2 Halbbände, bearbeitet von Herbert Elzer.

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          Dokumente zur Deutschlandpolitik. Herausgegeben vom Bundesministerium des Innern und vom Bundesarchiv. Wissenschaftliche Leitung: Klaus Hildebrand und Hans-Peter Schwarz. I. Reihe/Band 5: Europäische Beratende Kommission, 15. Dezember 1943 bis 31. August 1945. 2 Halbbände, bearbeitet von Herbert Elzer. R. Oldenbourg Verlag, München 2003. LXXVI und 1482 Seiten, 138,00 [Euro].

          Am 14. Januar 1944 trat im Lancester-Haus in London ein Gremium zu seiner ersten Sitzung zusammen, dessen Arbeit am Ende für Deutschland von geradezu schicksalhafter Bedeutung sein würde: die "Europäische Beratende Kommission" (European Advisory Commission, EAC). Die Sowjets waren durch ihren Botschafter Fedor Gusew vertreten, die Amerikaner durch Botschafter John Winant, die Briten durch den Spitzendiplomaten des Foreign Office Sir William Strang.

          Auf der Außenministerkonferenz in Moskau im Oktober 1943 hatten die Außenminister Cordell Hull und Wjatscheslaw Molotow auf Vorschlag ihres britischen Kollegen Anthony Eden die Einrichtung dieser Kommission mit Sitz in London beschlossen, "zur Sicherung engster Zusammenarbeit zwischen den drei Regierungen bei der Prüfung der europäischen Fragen, die mit der Fortentwicklung des Krieges auftauchen". Edens hochgespannte Erwartungen vom Wert dieser Kommission erfüllten sich dann aber nicht, da sich die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion nicht so weit binden lassen wollten. Aber: Trotz aller unterschiedlichen Interessen der Beteiligten kam es dennoch zu zwei weitreichenden Entscheidungen über die Einteilung Deutschlands in Zonen und die zukünftige Kontrolle Deutschlands.

          Am 15. Januar 1944 legte William Strang einen Plan zur Aufteilung Deutschlands in drei Besatzungszonen vor: je eine für die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Vorgesehen war, daß in den einzelnen Zonen jeweils auch Truppen der übrigen Mächte stationiert werden sollten. Ausdrücklich betonte Strang, es handle sich lediglich um einen Diskussionsbeitrag, der Plan könne noch abgeändert werden, seine Regierung sei nicht darauf festgelegt; insgeheim gab er zu, nur mit größtem Unbehagen den Plan überhaupt vorgelegt zu haben. Prophetisch notierte der Vorsitzende des britischen Planungsausschusses, Gladwyn Jebb: "Diese Karte, in diesem Moment vorgelegt, wird sich möglicherweise als besonders bedeutend für die zukünftige Geschichte Europas erweisen." Er sollte recht behalten: Was lediglich als Demarkationslinie gegenüber der von den Sowjets zu besetzenden Zone für eine Übergangsphase gedacht war, wurde später zu jener Grenze, die Deutschland in zwei Staaten und Europa in zwei Blöcke spaltete.

          Vier Tage bevor die Briten ihren Entwurf vorlegten, hatten die Sowjets ihrerseits ihre Arbeit an einem Memorandum über die bedingungslose Kapitulation Deutschlands fertiggestellt, das detaillierte Bestimmungen, unter anderem auch zur Besetzung Deutschlands, enthielt. Ihre Besatzungszone war wesentlich kleiner als jene, die die Briten ihnen zugestehen wollten. Und so akzeptierten sie am 18. Februar 1944 fast vollständig den britischen Plan - mit Ausnahme der "gemischten Besatzungstruppen".

          Besatzungszonen und Sektoren

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