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Plagiatsfall Wolfrum : Rüge für Heidelberger Historiker

  • -Aktualisiert am

Haupteingang zur Neuen Universität der Ruprecht-Karls-Universität Bild: picture alliance/dpa

Die Universität Heidelberg hat ihren Zeithistoriker Edgar Wolfrum wegen Plagiaten gerügt. Er muss seine Fehler „schnellstmöglich beheben“. Einfach wird das nicht.

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          Zahlreiche Plagiate, die mehrere Publikationen des Historikers betreffen, hatte die F.A.Z. im vergangenen Jahr bekannt gemacht. Nun wurde Edgar Wolfrum, Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte in Heidelberg, von seiner Universität gerügt. Dies ist allerdings keine Rüge in einem Disziplinarverfahren, das noch zusätzlich folgen kann. Zunächst wurde nur das Verfahren der „Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis und zum Umgang mit Fehlverhalten in der Wissenschaft“ abgeschlossen.

          Wie die F.A.Z. erfahren hat, wurde wegen „Vorgehensweise und Arbeitsweise“ eine Rüge ausgesprochen. Wolfrum wurde aufgefordert, die Fehler in seinen Publikationen schnellstmöglich zu beheben. „Die Kommission hat alle ihr vorliegenden konkreten Hinweise zu Plagiaten in den Publikationen von Herrn Professor Wolfrum im Rahmen dieses Verfahrens behandelt“, teilte Pressesprecherin Marietta Fuhrmann-Koch der F.A.Z. mit.

          Plagiate finden sich unter anderem in dem Buch „Der Aufsteiger. Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute“, das beim Verlag Klett-Cotta erschienen war und dort inzwischen nicht mehr vertrieben wird. Zunächst war die Universität Plagiatsvorwürfen in einem Kapitel des Buches nachgegangen. Später stellte sich durch Recherchen dieser Zeitung heraus, dass es mindestens dreißig ungekennzeichnete Übernahmen in einer ganzen Reihe von Kapiteln gibt.

          Bei Kollegin und Doktorandin abgeschrieben

          Ausgiebig hatte sich Wolfrum etwa bei einer Münchner Historikerin bedient. Zu weiteren ungekennzeichneten Quellen gehört die Publikation „Aus Politik und Zeitgeschichte“, die als Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“ von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben wird. Plagiate gibt es auch in dem ebenfalls bei Klett-Cotta verlegten Werk „Welt im Zwiespalt – Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts“ aus dem Jahr 2017. So ähnelten einige Ausführungen darin einer von Wolfrum betreuten und 2016 abgeschlossenen Promotion. Gegenüber dieser Zeitung gab Wolfrum im vergangenen Jahr dazu an: „Über einige Jahre werden zwischen Doktorand und Betreuer permanent und im Forschungskolloquium Ar­beitspapiere aus­­getauscht und kommentiert.“ Weder der Name der Doktorandin noch ihre Arbeit sind im Literaturverzeichnis von „Welt im Zwiespalt“ zu finden. Das Buch wird weiterhin verkauft.

          Der Journalist Daniel Bräuer von der „Rhein-Neckar-Zeitung“ fand zudem Plagiate in einem Aufsatz Wolfrums über den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Auch ein im Verlag C.H. Beck verlegtes Buch war von Plagiaten betroffen. Von diesem Buch über die Berliner Mauer gab es keine Neuauflage mehr.

          Die Aufgabe, Plagiate zu beheben, gilt im Allgemeinen als sehr schwierig. Denn die wenigsten Plagiatoren führen eine Liste, welche Passagen sie unzitiert übernehmen. Deshalb sind „plagiatsfreie“ Neuauflagen von problematischen Büchern eine Seltenheit.

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