Wie wir das Komplexe verstehen können
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Alles, was viele Bestandteile hat, ruft nach Statistik, wenn es verstanden werden will: Ein NASA-Computermodell des Weltklimas Bild: NASA
Wie kann man anhand vereinfachter Modelle etwas so Schwieriges wie das Erdklima vorhersagen? Der diesjährige Physik-Nobelpreis illustriert das — und leistet so einen wichtigen Beitrag zu gesellschaftlichen Zukunftsdebatten.
Es ist in diesem Jahr ein überraschender Physik-Nobelpreis, der aber thematisch kaum größere Aktualität besitzen könnte: In einer Zeit, in der öffentlicher Zweifel an der Zuverlässigkeit und am praktischen Nutzen komplexer Modellbildung immer wieder die öffentliche Diskussion bestimmt, hat das Nobelpreiskomitee sich mit der diesjährigen Auszeichnung einem wichtigen aufklärerischen Auftrag verschrieben. Die Botschaft: Die Welt ist komplex, sie ist im Detail kaum präzise vorherzusagen, denn ihr Verhalten wird — teils empfindlich — durch viele Details bestimmt, die wir niemals vollständig kennen werden. Und doch haben wir belastbare Methoden entwickelt, mit dieser Komplexität umzugehen und sie verstehbar zu machen.
Dass wir das können, ist die Grundlage unserer Klimawissenschaften genauso wie der Materialwissenschaften, wir finden die entsprechenden Methoden in der Astrophysik genauso wie auch in der Epidemiologie. Überall dort ist anzuerkennen, dass die Komplexität des behandelten Gegenstandes und die damit verbundenen Unsicherheiten nicht dazu führen, dass diese Phänomene uns wissenschaftlich unzugänglich bleiben – ganz im Gegenteil. Die resultierenden Methoden sind der Öffentlichkeit zwar nicht immer leicht zu vermitteln. Dass diese Vermittlung aber in hohem Maße gesellschaftsrelevant ist, hat nicht erst die Corona-Pandemie gezeigt.
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