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94. Academy Awards : „Coda“ gewinnt Oscar als bester Film, „Dune“ die meisten Preise

Emilia Jones, Daniel Durant, Sian Heder, Marlee Matlin, Eugenio Derbez, Fabrice Gianfermi, Patrick Wachsberger, Justin Maurer, Philippe Rousselet, Troy Kotsur, and Amy Forsyth bei der Verleihung eines Oscar für ‘CODA’ als bester Film. Bild: AFP

Die meisten Oscars hat das Science-Fiction-Epos „Dune“ geholt. Das Drama „Coda“ gewann jedoch den Oscar als bester Film. Aber wie politisch war die Veranstaltung eigentlich?

          4 Min.

          Wie politisch würde es während der Oscarnacht in Los Angeles zugehen? Sean Penn hatte kurz zuvor noch angedroht, seine Oscars einzuschmelzen, wenn Solidarität mit der Ukraine nicht das Überthema der Veranstaltung werde. Die Academy war aber noch nie für spontane große Gesten bekannt. Dass Stars hingegen den roten Teppich für politische Statements nutzen, ist längst keine Seltenheit mehr.

          Maria Wiesner
          Koordinatorin „Stil“.

          1972 erschien Jane Fonda im schwarzen Yves-Saint-Laurent-Anzug, um in der sonst auf dem roten Teppich selten zu sehenden Nichtfarbe gegen den Vietnamkrieg zu demonstrieren. 2018 nahmen viele Schauspielerinnen die Farbe als der Statement-Dresscode auf und erschienen komplett in schwarz gekleidet, um auf die MeToo-Bewegung aufmerksam zu machen. In diesem Jahr nun hielten sich die Hollywood-Stars da bedeckter, ein Meer voller blau-gelber Kleidern gab es nicht zu sehen. Einige Künstlerinnen trugen blaue Schleifen mit dem Statement „With Refugees“, Schauspielerin Jamie Lee Curtis hatte sich eine solche als Ring an den Finger gesteckt, Musikerin Diane Warren trug sie am Revers ihres grünen Blazers. Auch Action-Schauspieler Jason Momoa trug ein blau-gelbes Einstecktüchlein an der Brust.

          Los Angeles schwieg, in Deutschland lief Werbung

          Für die Verleihung selbst hatte die Academy einige Neuerungen angekündigt. So sollten bereits während des Schaulaufens auf dem roten Teppich einige Preise verliehen werden, die man dann gekürzt in die Live-Übertragung des Senders ABC hineinschneiden wollte. Von dieser als Modernisierungsmaßnahme angepriesen Veränderung betroffen waren die Kategorien bester Dokumentarfilm, Filmschnitt, Make-up/Hairstyling, Originalmusik, Produktionsdesign, animierter Kurzfilm, Live-Action-Kurzfilm und Ton. David Rubin, Präsident der für die Verleihung verantwortlichen Academy of Motion Picture Arts and Sciences, ließ vorab mitteilen, dass man damit „mehr Zeit und Gelegenheit für Unterhaltung“ schaffen wollte. Die gewonnene Zeit wurde dann auch für eine Schweigeminute genutzt, um „Menschlichkeit in Konfliktzeiten auszudrücken und daran zu erinnern, dass wir für die Millionen Familien in der Ukraine, die Essen, medizinische Hilfe und Notfallversorgung brauchen, mehr tun können“. Während man in Los Angeles nach dieser Texttafel schwieg, zeigte ProSieben in seiner Übertragung Werbung.

          Andere Neuerungen funktionierten ganz gut: Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes spielten sich als Moderatorinnen-Trio die Bälle zu und ließen dabei weder Witze über ungleiche Gehaltsstrukturen im Filmbusiness aus („Sie haben drei Frauen engagiert, weil unsere drei Gagen genau so hoch sind wie die eines Mannes.“), noch machten sie vor Pointen über den weiblichen Körper in der Schwangerschaft oder bissigen Kommentaren auf die Influencer-Kultur halt. Judi Dench, die als beste Nebendarstellerin in „Belfast“ leer ausging, bekam von Sykes und Hall ein Zitat von Kim Kardashian zugerufen: „Work harder“, also „Arbeite härter“ hatte die Multimillionären ihren Followern gesagt und dafür viel Spott erhalten, auch von ehemaligen Mitarbeiterinnen, die sich über ausbeuterische Arbeitsbedingungen unter Kardashians Führung beklagten. Die Siebenundachtzigjährige Dench tat, was man mit solchen Influencer-Weisheiten tun sollte: Sie lachte laut los.  

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