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Nemi El-Hassan und der WDR : Salomonische Entscheidung?

Sie selbst würde sich als Moderatorin einstellen: Nemi El-Hassan Bild: WDR/Tilman Schenk

Der WDR-Intendant Tom Buhrow hat mitgeteilt, dass die Journalistin Nemi El-Hassan die Sendung „Quarks“ nicht moderieren, aber vielleicht hinter der Kamera wirken soll. Das ist ein seltsamer Kompromiss.

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          Es sei „eine schwierige, schwierige Abwägung“, sagte der WDR-Intendant Tom Buhrow, als er vor dem Rundfunkrat des Senders die Entscheidung erläuterte, die Journalistin Nemi El-Hassan nicht mit der Moderation der Wissenschaftssendung „Quarks“ zu betrauen, sie aber vielleicht hinter der Kamera arbeiten zu lassen. Eine schwierige Abwägung ist es in der Tat. Denn hier geht es um einen Einzelfall und um Grundsätzliches. Es geht um die Frage, welche Einstellungen Nemi El-Hassan persönlich vertritt und um den fundamentalen Grundsatz, dass Judenfeindlichkeit, dass Rassismus und Intoleranz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht nur keinen Platz haben dürfen, sondern es dem Grundauftrag der Sender entspricht, für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten und diese zu verteidigen. Das gilt für jede einzelne Mitarbeiterin, für jeden Mitarbeiter, vor und hinter der Kamera.

          Das im Fall von Nemi El-Hassan zu beurteilen, ist für den WDR-Intendanten Buhrow deshalb so schwer, weil sich die Journalistin von ihrer Teilnahme an der antisemitischen Al-Quds-Demonstration in Berlin im Jahr 2014 und von Judenhass allgemein in aller Deutlichkeit distanziert und bekundet hat, dass sie sich heute für ihr damaliges Verhalten schäme. Sie hat aber auch bis in die jüngste Vergangenheit auf Instagram Beiträge für gut befunden, also „geliked“, die von Antisemitismus geprägt sind. Soll man das mit Gedankenlosigkeit erklären?

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