Autor Peter Steinbach ist tot : Er stand außerhalb
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Individualist mit Statur: Peter Steinbach (1938-2019). Bild: Anna Weise/ROPI
Peter Steinbach war der Mann, der mit Edgar Reitz das Drehbuch für „Heimat“ schrieb und die Tagebücher von Victor Klemperer fürs Fernsehen adaptierte. Er war ein individualistischer Ausnahme-Altlinker. Jetzt ist er gestorben.
Peter Steinbach war vieles in seinem Leben. Er war Fotograf, Flieger, Seemann, Anstreicher, Versicherungsvertreter, Taxifahrer, Reporter und Schriftsteller. Doch vor allem war er – ein Außenseiter. „Ich stehe außerhalb“, sagte er von sich und übernahm damit das Motto des Mannes, von dessen Tagebüchern er schon nach den ersten Seiten hingerissen war und die er als Drehbuchautor fürs Fernsehen aufbereitete: des Holocaust-Überlebenden Victor Klemperer.
Als die ARD „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ 1999 zeigte, hatte es Steinbach geschafft. Der Außenseiter, der sich als Hörspielautor schon einen Namen gemacht und unter anderem den Hörspielpreis der Kriegsblinden (für „Hell genug – und trotzdem stockfinster, 1982) errungen hatte, war plötzlich mittendrin in der Aufarbeitung der NS- und Nachkriegsgeschichte, die das Fernsehen damals leistete. Auf Klemperer folgte (gemeinsam mit Christoph Busch) das Drehbuch zu Uwe Johnsons „Jahrestagen“, zwei Jahre später die Groteske „Goebbels und Geduldig“ mit Ulrich Mühe in der Hauptrolle und „Liebesau – Die andere Heimat“, das Ost-Pendant zu Edgar Reitz’ epochaler Hunsrück-Saga „Heimat“. Begonnen hatte Steinbachs Erfolg mit dem Drehbuch zu „Stunde Null“ (1976), das er gemeinsam mit Edgar Reitz verfasst hatte, mit dem er später dann das Skript für „Heimat“ schrieb. Für Joseph Vilsmaiers „Herbstmilch“ (1988) setzte Steinbach die Erinnerungen der niederbayerischen Bäuerin Anna Wimschneider um.
In all diesen Werken richtete Steinbach aus der Distanz, auch der räumlichen auf der dänischen Insel Fünen, auf der er sich mit seiner Familie auf einem alten Gutshof niedergelassen hatte, einen unbestechlichen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart eines Deutschlands, dem er sich so heimatlos-schicksalshaft verbunden fühlte wie der von ihm verehrte Victor Klemperer. Geboren wurde Steinbach im Dezember 1938 in Leipzig, im sächsischen Düben wuchs er auf, 1953 floh er mit seinen Eltern aus der DDR nach Köln, Anfang der sechziger Jahre fing er an zu schreiben. Er war ein Altlinker, wie er im Buche steht, von imposanter äußerer und innerer Statur, ein Individualist, unangepasst, unbestechlich, skeptisch gegenüber Moden und Mainstream, herzlich und mitreißend im persönlichen Gespräch. Am Mittwoch ist Peter Steinbach im Alter von achtzig Jahren im dänischen Svendborg gestorben.