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Rede des Rappers Danger Dan : ZDF schneidet Kritik an „AfD-Sympathisanten“ aus Laudatio

Igor Levit (links) und Danger Dan bei der Verleihung des Opus-Klassik-Preises im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin am vergangenen Sonntag. Bild: dpa

Der Rapper Danger Dan hält eine Lobrede auf den Pianisten Igor Levit. Er wendet sich gegen Antisemiten, Rassisten, Antifeministen und AfD-Fans. Das ZDF schneidet den Verweis auf die AfD raus. Warum?

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          In der Mediathek des ZDF konnte man jetzt begutachten, wie ein „Fehler“ aussieht, der „unter großem Zeitdruck“ passiert. Ein „Fehler“ in der Hektik kann, wie in diesem Fall, darin bestehen, dass aus einer Rede gezielt zwei Worte herausgeschnitten werden. Die beiden Worte, die der Rapper Danger Dan sagte, als er bei der Vergabe des Preises „Opus Klassik“ an den Pianisten Igor Levit zu seiner Laudatio anhob, lauteten: „und AfD-Sympathisanten“.

          Michael Hanfeld
          verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

          Der Rapper und der Pianist sind miteinander befreundet, sie haben gemeinsame Aufnahmen gemacht und so war es Danger Dan sichtlich eine Freude, Igor Levit den Preis am vergangenen Sonntag im Konzerthaus Berlin überreichen zu können. „Ich bin froh, dass ich dich als Freund und Mitstreiter gefunden habe. Und ich freue mich, dir gleich diesen Preis übergeben zu dürfen. Es ist schön, dass es dich gibt“, sagte er. Das kurze Schlusswort von Danger Dan lautete: „Abschließend möchte ich diese Laudatio, einfach um Igor eine Freude zu machen, mit einer Nachricht an alle Antisemiten, Rassisten, Antifeministen und AfD-Sympathisanten vor den Fernsehgeräten: Ihr seid Vollidioten. Guten Abend.“

          So ähnlich konnte man das auch in der Mediathek des ZDF nachhören, mit dem feinen Unterschied, dass „und AfD-Sympathisanten“ fehlte. Das fiel Internetnutzern und selbstverständlich auch dem Laudator und dem Preisträger auf, wie man auf Twitter nachlesen kann. Die „Berliner Zeitung“ griff die Umstände auf und erhielt vom ZDF eine Kunde, die ganz ähnlich auch die F.A.Z. auf Nachfrage vom Sender auf dem Mainzer Lerchenberg erhielt: „Bei der Bearbeitung der Sendung am Sonntagabend ist unter großem Zeitdruck ein Fehler passiert, den wir bedauern. Wir werden ihn so schnell wie möglich korrigieren.“

          Vergleicht man die vollständige Laudatio von Danger Dan mit derjenigen, die in der ZDF-Mediathek stand und nachbearbeitet werden sollte, könnte man allerdings den Eindruck haben, dass es sich hier nicht um einen „Fehler“ handelte, der „unter großem Zeitdruck“ entstand. Es fehlen in Danger Dans kurzer Rede nämlich exakt zwei Worte, nach „Antifeministen“ gibt es einen exakten Schnitt, auch im Bild, dann geht es mit „vor den Fernsehgeräten: Ihr seid Vollidioten. Guten Abend“ weiter. Hätte man nicht die Original-Laudatio zum Vergleich, könnte man als Zuschauer mitnichten erkennen, dass hier geschnitten wurde. Schon seltsam, dieser „Fehler“.

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