Youtube löscht und gibt frei : Identitären-Chef Sellner ist wieder da
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Martin Sellner im März 2019 in Wien Bild: AFP
Die Sperrung des Chefs der österreichischen Identitären, Martin Sellner, bei Youtube währte nur einen Tag. Kaum hatte er sich über den Ausschluss beklagt, war sein Kanal wieder da. Die Erklärung des Konzerns ist recht vage.
Das war nicht von langer Dauer. Am Mittwoch beklagte sich der Chef der Identitären Bewegung in Österreich (IBÖ), Martin Sellner, darüber, dass sein Haupt-Kanal bei Youtube gelöscht worden sei. Tags darauf meldete er, vor Selbstbewusstsein platzend, seine „Wiederauferstehung“, das vermeintlich „größte Comeback seit Lazarus und König Théoden“. Seine mehr als hunderttausend Abonnenten müssen auf Sellner also nicht verzichten. Der bedankte sich bei seinem Anwalt und seinen Anhängern für die große Unterstützung und feierte die Rücknahme der Kanallöschung als Sieg der Meinungsfreiheit.

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Bei Youtube indes war über das Hin und Her, über die Gründe, aus denen Sellners Kanal zuerst ab- und dann wieder aufgeschaltet wurde, wenig Konkretes zu erfahren. Er habe gegen die Gemeinschaftsregeln verstoßen, sei ihm mitgeteilt worden, gab Sellner zu Protokoll. Bei Yotube hieß es am späten Mittwoch auf Anfrage: „Schon seit Jahren entfernen wir Inhalte, die gegen unsere Produktrichtlinien verstoßen, konsequent. Entsprechende Inhalte werden von uns spätestens nach entsprechenden Hinweisen durch Nutzer überprüft und umgehend entfernt. Wir arbeiten laufend an der Verbesserung unserer internen Prozesse, um eine zügige und sachgerechte Prüfung und Entfernung sicherzustellen.“
Einen Tag später teilte ein Sprecher auf Anfrage mit: „Bei der Masse an Videos auf der Seite treffen wir manchmal eine falsche Entscheidung. Wenn wir darauf hingewiesen werden, dass Videos oder ein Kanal fälschlicherweise von der Plattform genommen wurden, reagieren wir schnell und schalten es wieder frei. Wir ermöglichen es Kanal-Betreibern zudem, einer Löschung zu widersprechen, was zu einer erneuten Prüfung der jeweiligen Inhalte führt.“ Diesen Widerspruch hat Sellners Anwalt umgehend geleistet – und war damit erfolgreich.
Gegen die Identitäre Bewegung in Österreich, die enge Verbindungen zu den Identitären, der Neuen Rechten und Pegida in Deutschland unterhält, laufen zurzeit Ermittlungen wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung (F.A.Z. vom 29. August). Vom deutschen Verfassungsschutz werden die Identitären als „gesichert rechtsextremistisch“ eingeschätzt.