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Umfrage zu ARD und ZDF : Wollen die Deutschen die Öffentlich-Rechtlichen noch?

  • Aktualisiert am

Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers im Studio in Hamburg Bild: dpa

Die Schweiz stimmt über eine Abschaffung der Rundfunkgebühren ab, und auch in Deutschland wird Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen laut. Eine Umfrage zeigt, wie unzufrieden viele Deutsche mit den Sendern sind.

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          Für eine Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt es in Deutschland einer Umfrage zufolge gegenwärtig keine Mehrheit. Allerdings gehen die Meinungen in dieser Frage deutlich auseinander.

          So waren rund 55 Prozent der Teilnehmer einer Civey-Umfrage für die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) gegen die Abschaffung von ARD und ZDF. Aber immerhin eine starke Minderheit sieht die Öffentlich-Rechtlichen kritisch: Rund 39 Prozent gaben an, ARD und ZDF sollten abgeschafft werden.

          In der Schweiz geht es am Sonntag um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Schweizer stimmen dann über die Abschaffung des Rundfunkbeitrags ab. Die Regierung warnt, dies wäre das Ende der Rundfunkanstalt SRG, das Schweizer Pendant zu ARD und ZDF.

          In Deutschland gibt es in dieser Frage deutliche Unterschiede zwischen Ost und West sowie Männern und Frauen. Im Osten Deutschlands sprachen sich mehr als 43 Prozent für eine Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Sender aus, in den westlichen Bundesländern waren es 37 Prozent. Und während rund 43 Prozent der Frauen für eine Abschaffung sind, wollen das nur 35 Prozent der Männer.

          Beim Blick auf die parteipolitischen Präferenzen zeigt sich, dass vor allem AfD-Wähler den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ablehnen: Insgesamt 80 Prozent der Befragten aus dieser Gruppe sprachen sich für eine Abschaffung aus.

          AfD spricht von „Staatsfunk“

          Spitzenpolitiker der rechtspopulistischen AfD hatten sich in den vergangenen Monaten mehrfach kritisch mit ARD und ZDF auseinandergesetzt. Sie sprechen von „Staatsfunk“ und werfen den Sendern etwa in der Flüchtlingspolitik einseitige Berichterstattung vor.

          Die FDP hingegen schlägt eine Verschlankung der öffentlich-rechltichen Sendeanstalten vor. Der Bundesvorsitzende Christian Lindner bezeichnete generelle Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk und an den damit verbundenen Gebühren jedoch als populistisch. „Die FDP war in der Vergangenheit nicht frei von dieser Versuchung“, sagte Lindner der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Wir brauchen einen öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalismus. Der muss mit Gebühren finanziert werden“, betonte er mit Blick auf die Schweizer Volksabstimmung über eine mögliche Abschaffung der Rundfunkgebühren an diesem Sonntag.

          „Müssen sich auf ihren Auftrag konzentrieren“

          Lindner erklärte, nur mit Werbung und Steuermitteln könne der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht bezahlt werden, weil die Sender sonst in Abhängigkeiten geraten könnten. Er würde „nicht gerne in einer Gesellschaft leben, die nur Medienangebote kennt, die stark meinungsgebunden sind oder nicht die Qualitätsansprüche des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben.“ Die Öffentlich-Rechtlichen dürften auch nicht versuchen, private Sender zu kopieren, „sondern müssen sich auf ihren Auftrag konzentrieren“, fügte er hinzu.

          Gleichwohl hält es Lindner für möglich, dass der Rundfunkbeitrag in Deutschland „in den nächsten Jahren sinken“ könne: „Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk muss verschlankt werden, aber nicht abgeschafft“. Er riet den Sendern, „mit dem Geld der Beitragszahler sparsamer umzugehen“, er sehe „erhebliche Sparreserven“.

          Den meisten Rückhalt bekommen die Öffentlich-Rechtlichen in der Umfrage von SPD- und Grünen-Wählern. Sie sprachen sich mit gut 78 Prozent (Grüne) und 76 Prozent (SPD) gegen die Abschaffung aus.

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