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Frankreich vor den Wahlen : Das Fernsehen als Punching-Ball

Emmanuel Macron in der Sendung „10 minutes pour convaincre“ (10 Minuten, um zu überzeugen) beim französischen Fernsehsender TF1 Bild: dpa

Im französischen Wahlkampf hat Emmanuel Macron die öffentlich-rechtlichen Sender boykottiert. Das hatte wahltaktische Gründe – und führt nun zu überraschenden Entscheidungen bei den Redaktionen.

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          Der Film am Sonntagabend auf tf1 ist in Frankreich ein Ritual wie hierzulande der „Tatort“. Morgen beginnt er eine Dreiviertelstunde später als sonst. So steht es in den gedruckten Programmen. Die Ansage hat überrascht. Denn an diesem 10. April findet der erste Durchgang der Präsidentenwahl statt. Um 20 Uhr gibt es die ersten Hochrechnungen, stundenlang dauern danach die Wahlsendungen. Üblicherweise verzichtet tf1 auf seinen Spielfilm oder verschiebt ihn ins Nachtprogramm.

          Jürg Altwegg
          Freier Autor im Feuilleton.

          Zwei Ereignisse haben die Verantwortlichen von der Notwendigkeit überzeugt, die Wahlberichterstattung auf ein historisches Minimum zu reduzieren. Die einzige Sendung, bei der Emmanuel Macron als Kandidat mitmachte, aber ohne mit den Gegnern zu diskutieren, hatte sich als gewaltiger Flop erwiesen. Am meisten Zuschauer verzeichnete die monotone Drei-Stunden-Sendung in der ersten Minute: 5,9 Millionen. Nach weniger als einer Stunde hatte eine Million ab- oder umgeschaltet. Insgesamt wurde ein Marktanteil von 20 Prozent ausgewiesen, eine für Europas größten Privatsender ungenügende Quote.

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