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Videospielserver in Flammen : Maßnahmen gegen den Weltenbrand

Hier geriet auch eine virtuelle Welt in Brand: Löscharbeiten auf dem Gelände des Cloud-Service-Anbieters OVH in Straßburg Bild: AFP

Aller Fortschritt ist verloren: Wie das Feuer im Rechenzentrum des Cloud-Service-Anbieters OVH das Videospiel „Rust“ beeinflusst.

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          Seit am vergangenen Mittwoch in Straßburg Teile eines Rechenzentrums des größten europäischen Cloud-Service-Anbieters OVH abgebrannt sind, liefern sich Nachrichten zur Wiederherstellung verlustig gegangener Daten ein Wettrennen mit solchen zum wachsenden Schadensausmaß. Bei Cloud-Services wird Firmen eine Art digitaler Lagerplatz für Daten angeboten, der mit Wolken lediglich gemeinsam hat, dass er aus der Distanz wirken kann. Physisch anfällig bleibt er trotzdem.

          Axel Weidemann
          Redakteur im Feuilleton.

          In Straßburg brannten zwei von vier Serverhallen, mehr als 16.000 Kunden weltweit waren betroffen, etwa 3,6 Millionen Websites gingen zeitweilig vom Netz. Wie das französische Branchenportal „Le Journal du Net“ meldet, waren darunter prominente Institutionen wie die französische Regierung, das Centre Pompidou, die Großkanzlei „Leroi & Associés“, Webauftritte französischer Kommunen und Tourismusverbände. Getroffen hat das Feuer jedoch auch das britische Entwicklerstudio Facepunch („Garry’s Mod“) und Spieler, die dessen Survival-Videospiel „Rust“ spielen.

          Am 10. März teilte das Unternehmen um kurz nach zwei Uhr auf Twitter mit, man sei davon in Kenntnis gesetzt worden, dass einige der EU-Server offline seien. Techniker des „Datacenters“ untersuchten die Sache. Zu diesem Zeitpunkt ging man – so schildert es der „Rust“-Producer Alistair McFarlane gegenüber der Fachzeitschrift „PC Gamer“ – noch davon aus, das alles sei wie immer: „Diese Probleme dauern nie länger als ein paar Stunden.“ Um neun Uhr dann die Nachricht: „25 von unseren EU-Servern bleiben aufgrund eines Feuers beim OVH Datacenter in den frühen Morgenstunden offline.“ Man erwarte einen „großen Verlust an Daten auf den betroffenen Servern“.

          Der bestätigte sich gegen Mittag: Alle betroffenen Server seien verloren, die „Daten können nicht wiederhergestellt werden“. Immerhin: 21 Server für „Rust“-Spieler in ganz Europa können am 10. März dank Back-ups wieder Stück für Stück online gehen. Nur: „Aller Spielfortschritt ist verloren.“ Für „Rust“-Spieler, die online im Verbund mit anderen Spielern in einer offenen Spielwelt vermittels Jagd, Ressourcen-Abbau und Basis-Konstruktion ums Überleben kämpfen, kann das den Verlust vieler Spielstunden und hart erarbeiteter Erfolge bedeuten. Gegenüber „PC Gamer“ sagte Alistair McFarlane, man wolle, um solche Vorkommnisse zu vermeiden, auch in Sachen Spielfortschrittsspeicherung künftig auf Off-Site-Back-ups zurückgreifen, bei denen die Daten außerhalb der Kern-Infrastruktur des jeweiligen Dienstes gespeichert werden.

          Ein weiteres Problem: Nach dem Brand suchten viele OVH-Kunden Ersatz-Server. Standorte in der Nähe wurden rasch knapp. Also musste das Support-Team von Facepunch auf OVH-Server in Polen ausweichen. Da es bei Online-Videospielen auch auf die Datenübertragung (gemessen in „Ping“) ankommt, kann eine Standortveränderung von in diesem Fall knapp 1000 Kilometern einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Spiel haben. So brauchen „Rust“-Spieler, was zurzeit viele OVH-Kunden nötig haben: Langmut.

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