Im Spalt zwischen Gehirn und Gestirn
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Verursacht mehr als nur Kopfweh: Johnny Silverhand (Keanu Reeves) ist Superrockstar und Freizeitterrorist. Bild: CD Projekt Red
Acht Jahre lang mussten wir auf das Videospiel „Cyberpunk 2077“ warten. Hält das Epos über die nahe Zukunft, was uns versprochen wurde? Es vollbringt sehr viel mehr als das.
Willkommen in Night City. Glauben Sie, das Leben ist ein Spiel? Dann sind Sie hier richtig. Sofern Sie es ertragen, dass man Ihnen die Augen öffnet. Im Spiel gibt es immer einen, der auf die Regeln achtet. Sei es nur, um sie zu brechen. In Night City helfen weder Regeln noch Schiedsrichter. Wenn etwas schief- geht, brauchen Sie einen Fixer. Einen, der keine Fragen stellt und die richtigen Leute kennt, die Ihren Kopf aus jener Schlinge ziehen können, die diese Stadt jeden Tag und jede Nacht aufs Neue nach Ihnen auswirft. Einen wie mich. Ein Spiel können Sie gewinnen. Gegen Night City gewinnt niemand. Es ist eine Stadt, die Könige und Königinnen zum Frühstück verspeist. Aber bitte, versuchen Sie Ihr Glück. Sie haben ja meine Nummer (Unser fiktiver Monolog eines „Fixers“ steht im folgenden in kursiv)

Redakteur im Feuilleton.
Das Videospiel „Cyberpunk 2077“ ist seit kurzem veröffentlicht. Ein Hype (F.A.Z. vom 13. Dezember) stellt sich der Realität – und einer hochsensiblen, anspruchsvollen und hyperinformierten Szene, die acht Jahre lang scharfgemacht wurde und nun empfängnisbereit sein soll für diesen Trip, den die Entwickler des polnischen Studios „CD Projekt Red“ endlich mit unserem „Cyberspace“ verwoben haben. Und sie weben noch daran (wegen etlicher Fehler verschwand das Spiel wieder aus dem Sony-Playstation-Store). Warum? Um dem Publikum nicht nur ihre Vision des Lebens in zweiundfünfzig Jahren durch umgekehrte Programmierung via zu drückender Tastenfolgen auf dem Spiele-Controller direkt ins Hirn zu engrammieren, sondern auch all die Fragmente der Visionen derer, die sich vor ihnen ein solches Leben vorgestellt haben. Diese Visionäre bekommen kleine und große Denkmäler: Und sei es nur in Form eines winzigen Tattoos, das ein Gespenst zeigt, das aus einer Muschel steigt („Ghost in the Shell“).
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