Machtkampf in Venezuela : Ausländische Journalisten in Caracas festgenommen
- Aktualisiert am
Die festgenommenen efe-Journalisten Leonardo Muñoz, Mauren Barriga und Gonzalo Domínguez Bild: EPA
Die venezolanische Regierung geht gegen Reporter aus dem Ausland vor, die von den Protesten im Land berichten: In Caracas wurden Reporter aus Spanien, Kolumbien, Frankreich und Chile festgenommen.
Inmitten des Machtkampfs in Venezuela haben die Behörden mehrere ausländische Reporter festgenommen. Wie spanische Fernsehsender RTVE und andere Medien berichteten, sind am Mittwochabend „sieben bis acht“ Journalisten in Caracas festgesetzt worden, darunter drei Mitarbeiter der spanischen Nachrichtenagentur efe und zwei Franzosen.
Die Leiterin des efe-Büros in Caracas sagte, es handle sich um den spanischen Journalisten Gonzalo Domínguez und zwei Kolumbianer, die Videofilmerin Mauren Barriga und den Fotografen Leonardo Muñoz. Auch ein Fahrer der Nachrichtenagentur sei betroffen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur wurde Muñoz festgenommen, als er Demonstrationen der Opposition in Caracas filmte. Bei seiner Einreise nach Venezuela vor einer Woche hatte er sich als Berichterstatter ausgewiesen. Der kolumbianische Außenminister Carlos Holmes Trujillo forderte auf Twitter die Freilassung des Fotografen.
Keine Debatte
Der efe-Agenturpräsident Fernando Garea sagte am Donnerstag im spanischen Fernsehen, die efe-Journalisten seien ins Gebäude des militärischen Geheimdienstes in Caracas gebracht worden. Die sofort eingeschalteten Anwälte und die Bürochefin von Efe in Venezuela hätten die Festgenommenen vorerst weder sehen noch sprechen dürfen. Die spanische Regierung verurteilte die Festnahmen und rief die Behörden in Caracas auf, die Männer sofort freizulassen. Venezuela müsse den Rechtsstaat, die Menschenrechte und die Grundfreiheiten achten, teilte das Madrider Außenministerium mit.
Offiziell kenne man die Vorwürfe gegen die Journalisten zwar nicht. Man wisse aber, dass die venezolanischen Behörden erklärt hätten, es gebe ausländische Reporter, die im Land ohne die nötige Akkreditierung arbeiteten. Man wolle darüber nicht debattieren, so Garea, denn das hieße, „die illegalen Festnahmen zu legitimieren.“
Zuvor war die Festnahme von zwei französischen und zwei chilenischen Journalisten bekannt geworden. Die für den Sender TVN arbeitenden Chilenen, Rodrigo Pérez und Gonzalo Barahona, wurden am Mittwochabend abgeschoben. Die Behörden hatten ihnen vorgeworfen, eine „Sicherheitszone“ verletzt zu haben. Zu den französischen Reportern gibt es seit ihrer Festnahme keinen Kontakt. Sie arbeiten für den Sender TMC (Télé Monté-Carlo) und hatten eine Kundgebung für den umstrittenen Staatschef Nicolás Maduro gefilmt.
Seit fast zwei Monaten zählt auch der deutsche Journalist Billy Six zu den Inhaftierten. Er sitzt in einem venezolanischen Militärgefängnis in Einzelhaft. Ihm werden Spionage, Rebellion und die Verletzung von Sicherheitszonen vorgeworfen. Der 32 Jahre alte Reporter berichtete für die rechtskonservativen Medien „Junge Freiheit“ und „Deutschland Magazin“ über die Folgen der Wirtschaftskrise in Venezuela. Das „Deutschland Magazin“, das vom Verein „Die deutschen Konservativen e.V“ herausgegeben wird, hatte dem freien Journalisten im vergangenen Jahr dafür den Auftrag erteilt. Six sollte in das Land reisen, um über den Verfall des sozialistischen Systems zu schreiben
In Venezuela tobt ein Machtkampf zwischen Maduro und dem Parlamentspräsidenten Juan Guaidó, der sich vor einer Woche zum Übergangsstaatschef erklärt hatte. Die Vereinigten Staaten und mehrere andere Staaten haben Guaidó anerkannt. Russland und China unterstützen Maduro. Der linksnationalistische Präsident kann sich bislang auf den Rückhalt von Armee und Justiz verlassen.