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Unicef Foto des Jahres 2021 : Ein starkes Gesicht

Bild: Supratim Bhattacharjee, India

Eine Aufnahme des indischen Fotograph Supratim Bhattacharjee ist das Unicef-Foto des Jahres. Es zeigt ein Mädchen, dessen Lebensgrundlage von einem Sturm hinweg gefegt wurde.

          2 Min.

          Das UNICEF-Foto des Jahres 2021 lenkt den Blick auf die Sundarbans (Bengali für „schöner Wald“), eine Region der Mangrovenwälder im Megadelta zwischen den Flüssen Ganges und Brahmaputra, die sich auf etwa 10 000 Quadratkilometern über die Küstenlandschaft zwischen Indien und Bangladesch erstreckt. Lange lebten die Bewohner des Landstrichs überwiegend vom Fischfang. Doch seit der Anstieg des Meeresspiegels einstige Süßwassergebiete mit Salzwasser geflutet hat und sich die Extremwetterlagen häufen, sind Region und Lebensgrundlagen ihrer Bewohner stärker denn je bedroht. Laut den Berichten von UNICEF wachsen in Asien und Afrika nach aktuellen Schätzungen etwa 530 Millionen Kinder in Überschwemmungsregionen auf.

          Axel Weidemann
          Redakteur im Feuilleton.

          Der indische Fotograph Supratim Bhattacharjee, geboren 1983 in Baruipur bei Kalkutta, dokumentiert in seinem Werk „Sinking Sundarbans“ seit mehr als zehn Jahren das Leben im Flussdelta. Der elfjährigen Pallavi Paduya auf seinem Foto begegnete er, als sie am Tag nach einem tropischen Sturm verzweifelt durch die Fluten des aufgewühlten Ganges irrte. Bhattacharjee nahm das Bild unmittelbar nach einem Zyklon auf. Der Sturm, berichtet der Fotograf, hatte sowohl den Teeausschank des Mädchens als auch das elterliche Haus auf der Insel Namkhana hinweggefegt. Die Familie lebt von umgerechnet 100 Euro im Monat, dem Lohn, den Pallavis Vater als Lastwagenfahrer verdient. Im Preisträger-Video berichtet Bhattacharjee von seiner Begegnung: „Ihr starkes Gesicht zwang mich dazu, sie zu fotografieren.“ Doch er erzählt auch von der Angst in den Gesichtern der Menschen während der Zyklone und Sturmfluten. Er hoffe, dass die Bewohner der Region „in Zukunft etwas Hoffnung finden werden“. Bhattacharjees Bilder werden regelmäßig bei internationalen Umweltkonferenzen gezeigt und wurden im Oktober bereits mit einem Preis der britischen Royal Photographic Society ausgezeichnet.

          Mit dem zweiten Platz prämierte die UNICEF-Jury ein Bild des indischen Fotografen Sourav Das. Es zeigt den Alltag in einer Dorfschule, deren Lehrer den Unterricht in der Pandemie nach draußen verlegte. Nicht nur in Indien haben die Schulschließungen zu einem verheerenden Bildungsnotstand geführt, wie UNICEF berichtet.

          Der dritte Preisträger ist der irakische Kurde Younes Mohammad, der von Erbil aus Zeitungen und Zeitschriften mit seinen Bildern beliefert. Seine Aufnahmen zeigen jene versehrten Väter, die im Kampf gegen die Truppen des „Islamischen Staates“ im Gefecht oder durch Minen verwundet wurden – stets im Verbund mit ihren Kindern. Auf diese Weise will Mohammad von einer Geborgenheit erzählen, „die stärker sein kann als alles erfahrene Leid. Und der Zuversicht der Verletzten, die von ihren Kindern kommt.“ Mit der Auszeichnung „UNICEF-Foto des Jahres“ werden Fotos und Fotoreportagen prämiert, die „Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren“.

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